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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 15.1890

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Graef, Botho: Die Gruppe der Tyrannenmörder und stilistisch verwandte Werke in Athen
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https://doi.org/10.11588/diglit.29171#0019

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DIE GRUPPE DER TYRANNENMOERDER

9

(vgl. oben XIV Taf. 2), bei denen auch die Enden in Spiralen
ausgehen. Auch an einem Stierkopf der älteren, von der Mar-
mortechnik noch nicht beeinflussten Kalksteinskulptur auf der
Akropolis zeigen sich über dem Auge solche Spirallocken.
Endlich kehrt jene eigentümliche Bildung der Ohren nur an
der ’Ecpv)LAspl<g äp^aioToy'./A 1883 Taf. 12, ß abgebildeten Sphinx
von der Akropolis wieder 1 ; auch diese stellt sich im wesent-
lichen zu den altattischen Werken (vgl. Winter a. a. 0. S.
122). Die Augen sämmtlicher in diese Reihe gehörigen Werke
verzichten auf Andeutung der Thränendrüse. Denen unserer
Köpfe am ähnlichsten sind die des oben XIII S. 120 abge-
bildeten Frauenkopfes 2, der zugleich für die Bildung der
Mundwinkel verglichen werden kann. Letztere tritt beson-
ders charakteristisch an dem Gazette Arch. 1887 Taf. 11 ab-
gebildeten Kopfe hervor, mit welchem Winter a. a. 0. S. 117
die Reihe der altattischen Werke beginnt. Nachdem wir so
durch verschiedene Eigentümlichkeiten in jene altattische
Kunstübung gewiesen sind, werden wir uns nicht wundern,
bei dem oben abgebildeten Kopfe eine der des Kalbträgers
ausserordentlich ähnliche Kopfform zu finden ; auch die Schlüs-
selbeine, welche im Gegensatz zu der ziemlich glätten Halsbe-
handlung der meisten anderen Figuren, sowohl an unserer
wie an der des Antenor besonders stark markirt sind, haben
ihr Vorbild am Kalbträger. Und endlich gewinnt auch unter
dieser Beleuchtung die Form des Diadems eine besondere Be-
deutung. Bei sämmtlichen Chiotischen Köpfen, schon von der

' Das Vorbild dieser Ohren liegt allerdings nicht in der allattischen Kunst,
vielmehr ist es nur die Attisch-flache Nachahmung einer anderen Bildung.
Die Ohren der Nike von Delos, namentlich das linke zeigen als miss-
verständliche Bildung des inneren Knorpels zwei gleichmässige dem Ober-
rand der Muschel parallele Reifen; dieselben smd aber kräftig herausgear-
beitet uud das ganze Ohr lief ausgehöhlt, denkt man sich dieses Ohr flach
und schematisch nachgeahmt, so erhält man jene wunderliche Unform.

2 Winter’s Angaben hinsichtlich des Marmors sind nach einer kürzlich
durch Herrn Professor R. Lepsius vorgenommenen Untersuchung dahin zu
berichtigen, dass dieser Kopf noch aus Attischem Marmor ist, merkwürdiger
Weise aber das oben IV Taf. 6, 1 abgebildete Köpfchen aus Inselmarmor.
 
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