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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Editor]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 15.1890

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[Heft 1]
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Graef, Botho: Die Gruppe der Tyrannenmörder und stilistisch verwandte Werke in Athen
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https://doi.org/10.11588/diglit.29171#0023

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DIE GRUPPE DER TYRANNENMOERDER

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ruhen die Modelle dieser Figuren zum grössten Teil auf Er-
gänzung, doch steht gerade das Hauptmotiv fest.

Die Tyrannenmörder stellen sich also zu den Werken jener
Kunstübung, deren zwei etwas verschiedene Ausläufer wir in
Olympia und Sicilien besitzen1. Denn dass zwischen diesen
beiden ein enger stilistischer Zusammenhang besteht, ist eine
durch Kekule aufgedeckte kunstgeschichtliche Thatsache, und
Studniczka, der sich, wohl mit Recht, gegen die daraus ge-
zogenen Folgerungen gewendet hat (Röm. Mitth. II S. 55),
will nur die Identität, nicht aber die nahe Verwandtschaft der
in Olympia und Selinunt vertretenen Schulen bestreiten. Für
die Einordnung des Harmodios in diesen Kreis sind wir nun
nicht mehr allein auf unser Stilgefühl angewiesen, seitdem
eine glückliche Beobachtung Franz Winter’s, die mit seiner
Erlaubniss hier mitgeteilt wird, uns das Mittel einer exakten
Untersuchung an die Hand giebt. Eines der augenfälligsten
Merkmale der in Rede stehenden Kunstweise ist ja die Vor-
liebe für eine niedrige Stirn und ein im Verhältniss dazu gros-
ses Untergesicht. Winter hat nun gefunden, dass ebenso wie
bei Attischen Köpfen dieses Verhältniss dadurch bestimmt ge-
regelt ist, dass die Entfernung vom Kinn bis in den inneren
Augenwinkel der vom Haaransatz bis zum unteren Rand der
Nasenflügel entspricht (vgl. Jahrbuch II S. 226), so bei den
Olympischen Köpfen der Abstand vom Kinn zum Augenwinkel
gleich dem vom Haaransatz bis zum Mund ist; das Verhält-
niss zwischen Stirn und Untergesicht differirt also um die
ganze Länge der Oberlippe 2. Man mag sich gegenüber den

-1 Eine Bestätigung dafür, dass es nicht zufällige Ähnlichkeiten sind, die
diese Einordnung empfehlen, mag man darin sehen, dass auch andere Wer-
ke, die dem Ilannodios verwandt scheinen, dieselben Beziehungen aufweisen,
wie z. B. die beiden unter einander nahe verwandten Werke, der von Köpp
Röm. Mitth. I Taf. 4 veröffentlichte Kopf aus Galleria geograficci und die von
Schreiber Monumenti X Taf. 57 veröffentlichte Herme aus Villa Ludovisi.
Ersterer ist von Köpp mit dem Kladeos, letzterer von Schreiber (Annali
1878 S. 220) mit dem Harmodios verglichen; beide sind auch dem oben er-
wähnten Frauenkopf aus Villa Ludovisi Monumenti X. 1 verwandt.

2 Winter’s Angabe, dass bei den Olympischen Köpfen bereits die Nase
 
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