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Böttiger, Carl August [Hrsg.]
Amalthea oder Museum der Kunstmythologie und bildlichen Alterthumskunde — 1.1820

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Hirt, A.: Ueber das Material, die Technik und den Ursprung der verschiedenen Zweige der Bildkunst bei den griechischen und den damit verwandten italischen Völkern, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.9751#0266
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213

(35,44») war Lysistratus, der Bruder Lysippus, der erste,
der den Gebrauch einführte, die Gesichter selbst in Gips
abzuformen, und dann diese Formen mit Wachs auszu-
gießen, um die Bildnisse so ähnlich wie möglich zu machen,
denn vor Lysippus beflissen sich die Künstler mehr, die Bild-
nisse — ohne eben der Aehnlichkeit Eintrag zu thun — zu
verschönern. Diese Art der Wachsbildnisse, welche im Zeit-
alter Alexander des Großen aufkam, fand in der Folge be-
sonders in Rom Eingang. Es ward allda Gewohnheit, daß
die angesehnsten Familien ihre Bildnisse in dieser Art wegen
der großen Natürlichkeit verfertigen ließen, und man daher
in den Vorhäusern der Großen ganze Reihen solcher Bilder
der Ahnen aufgestellt sah. Sie wurden in hölzernen Schrän-
ken neben einander gereiht, indem man zu den Wachsköpfen
noch einen Theil der natürlichen Gewänder bis unter die
Brust beyfügte, damit man aus denselben die Aemter und
Würden der Abgebildeten erkennen möchte. Beygesetzte
Inschriften bezeichneten zugleich die Namen und Thaten
(man sehe die Hauptstelle bey Polybius (6, Zi.) und
vergleiche hiermit Plin. 35, 2. Herodian. 4, 3. und Dio
Caß. 74, p. 841.)- — Von Ueberresten solcher Wachsbild-
nisse kann nicht die Rede seyn.

Welchen Vortheil die Vorbilder in Wachs bey dem
Erzguß gewährten, werden wir in der Folge angeben.

§. 8. Der dritte Stoff, dessen sich die Vildkunst be-
diente, war der Gips. Der große Vorzug dieses Materials
ist, daß es zu Mehl zerstoßen, und dann angefeuchtet schnell
zu einer Masse erhärtet. Es eignet sich also kein Stoff so
gut, wie der Gips, zum Abformen. Den ersten wesentlichen
Dienst, den er in der Bildkunst leistete, war das Abformen
der Thongebilde. Diese werden während der Arbeit von
dem Künstler immer feucht erhalten, und dann nach der
Vollendung die Gipsform darüber gemacht, ehe das Modell
durch zu starkes Eintrocknen schwindet. Ist die Gipsform
gemacht, so läßt sich durch einen Abguß, sey es in Wachs,
sey es in Gips selbst , das Bild des Thonmodelles auf das
 
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