214
treueste wieder geben; und da das Wachs und der Gips
mehr gediegen, als der Thon sind, so kann der Künstler an
solchen abgegossenen Modellen manche Theile noch sorgsamer
ausführen, als ihm im Thonmodelle zu thun möglich war.
Solche Abgüsse werden dann selbst als Kunstwerke aufgestellt,
oder sie dienen als Vorbilder für ein dauerhafteres und schö-
neres Material, welches der Marmor und das Erz ist.
Den zweiten großen Vortheil gewährt der Gips, daß
man auf die angegebene Weise die Form von den Meister-
werken in Marmor oder Erz nehmen, und daher die Exem-
plare auf eine leichte Art sehr wohlfeil vervielfachen kann.
Solches thaten die Alten wirklich (Plin. ZZ, 44.); und wer
die Bildnisse berühmter Männer in keinem kostbaren Material
haben konnte, stellte sie in Gips auf (Iuvenal Sat. 2, 4.).
Man scheute sich selbst nicht, Gipsstatuen in den Tempeln
aufzubewahren. Dahin gehört der Jupiter zu Megara, des-
sen Kopf allein von Elfenbein und Gold war; das Uebrige
der Statue bestand bloß aus Thon und Gips. Der Aus-
bruch des Peloponnesischen Krieges hinderte die Vollendung
des Werkes, und so begnügte man sich mit dem Vorbilde
(Paus. 1, 40.). Auch sah Pausanias (9, 32.) eine Statue
des Bacchus aus Gips, welche man durch Bemalung zu ver-
schönern gesucht hatte.
Einen andern Vortheil zog man vom Gips, daß man,
wie wir schon anzeigten, die Gesichter selbst abformte, um
den Bildnissen einen höhern Grad von Aehnlichkeit zu geben,
als es durch das bloß künstliche Nachbilden möglich ist
(Plin. ZZ, 44.).
Man brauchte den Gips ferner zu Verzierungen in Weiß-
werke: man zog damit zierliche Gesimsarten, und schmückte
damit häufig in erhabenen Figuren im Innern der Gebäude
Decken und Wände (Plin. 36, 59. cf. Theophrast. in
Lapid. §. 115.) Viele Verzierungen in diesem Material
sind indessen nicht auf uns gekommen. Die bedeutendsten
Ueberreste dieser Art sind nicht von Gips, sondern von Mar-
morstaub und Kalk, welches Gemisch reinere, dauerhaftere
und glänzendere Zierden gab. Das Beste von Gips sieht
treueste wieder geben; und da das Wachs und der Gips
mehr gediegen, als der Thon sind, so kann der Künstler an
solchen abgegossenen Modellen manche Theile noch sorgsamer
ausführen, als ihm im Thonmodelle zu thun möglich war.
Solche Abgüsse werden dann selbst als Kunstwerke aufgestellt,
oder sie dienen als Vorbilder für ein dauerhafteres und schö-
neres Material, welches der Marmor und das Erz ist.
Den zweiten großen Vortheil gewährt der Gips, daß
man auf die angegebene Weise die Form von den Meister-
werken in Marmor oder Erz nehmen, und daher die Exem-
plare auf eine leichte Art sehr wohlfeil vervielfachen kann.
Solches thaten die Alten wirklich (Plin. ZZ, 44.); und wer
die Bildnisse berühmter Männer in keinem kostbaren Material
haben konnte, stellte sie in Gips auf (Iuvenal Sat. 2, 4.).
Man scheute sich selbst nicht, Gipsstatuen in den Tempeln
aufzubewahren. Dahin gehört der Jupiter zu Megara, des-
sen Kopf allein von Elfenbein und Gold war; das Uebrige
der Statue bestand bloß aus Thon und Gips. Der Aus-
bruch des Peloponnesischen Krieges hinderte die Vollendung
des Werkes, und so begnügte man sich mit dem Vorbilde
(Paus. 1, 40.). Auch sah Pausanias (9, 32.) eine Statue
des Bacchus aus Gips, welche man durch Bemalung zu ver-
schönern gesucht hatte.
Einen andern Vortheil zog man vom Gips, daß man,
wie wir schon anzeigten, die Gesichter selbst abformte, um
den Bildnissen einen höhern Grad von Aehnlichkeit zu geben,
als es durch das bloß künstliche Nachbilden möglich ist
(Plin. ZZ, 44.).
Man brauchte den Gips ferner zu Verzierungen in Weiß-
werke: man zog damit zierliche Gesimsarten, und schmückte
damit häufig in erhabenen Figuren im Innern der Gebäude
Decken und Wände (Plin. 36, 59. cf. Theophrast. in
Lapid. §. 115.) Viele Verzierungen in diesem Material
sind indessen nicht auf uns gekommen. Die bedeutendsten
Ueberreste dieser Art sind nicht von Gips, sondern von Mar-
morstaub und Kalk, welches Gemisch reinere, dauerhaftere
und glänzendere Zierden gab. Das Beste von Gips sieht