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Böttiger, Carl August [Hrsg.]
Amalthea oder Museum der Kunstmythologie und bildlichen Alterthumskunde — 1.1820

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Köhler, Heinrich Karl Ernst von: Ueber die neue Ausgabe der Werke und Schriften des Visconti
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https://doi.org/10.11588/diglit.9751#0351
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297

Iconographie erhielten , wieder entrissen werden wird.
Ueberhaupt würde dem Verfasser dieser Bildnißlehre, vor
ihrer Vollendung, eine Reise in sein Vaterland manches
neuentdeckte Denkmal geliefert, und diese, so wie viele der
schon vor Alters dort vorhandenen, durch Kunstwerth oft
unbedeutenden, ihn von so manchen kühnen, gewagten und
unbegründeten Aeußerungen zurückgehaltcn haben. In seinen
Erklärungen ist er oft gesucht und dadurch unwahr; er fallt
in Irrthümer, weil er alles erklären will. Man vergleiche
nur alles das was über den berühmten Camee aus dem Va-
tican, der als Titelkupfer vor dem Museum Odescalcum
steht*), von ihm bemerkt wird. Noch öfterer sind seine
Behauptungen gewagt, ohne neu und ohne begründet zu
seyn. Hieher gehört die schon im Alterthume von einigen
hingeworfene Aeußerung von zwei Frauen, welche Sappho
hießen, aus welchen man eine Person gemacht habe, und
welche der scharfsinnige Bayle, als nichtsbeweisend und un-
gereimt verworfen hatte. Wollte Visconti jene Sache

wieder aufnehmen, so hätte er seinen Beweis mit eben so
viel Gelehrsamkeit und Geist führen sollen, als kürzlich ein
deutscher Gelehrter es that in seiner Vertheidigung der
Sappho, oder, da es ihm nicht gelang, lieber diese seine
Meinung für sich behalten. Die vollkommenste Ausführung
bringt eine neue auffallend klingende Behauptung deswegen
noch nicht zur hohen Wahrscheinlichkeit, oder gar zur ge-
schichtlichen Gewißheit; fehlen darf sie aber solchen Sätzen
nie. Sehr oft ist Visconti kurz, wo man etwas ausführ-
licheres von ihm erwartet hätte. Er zeigt uns zum Beispiel
welches alte Bildniß er dem Euripides zuschreibe, sagt aber
kein Wort von dem so sehr merkwürdigen Brustbilde, welches
vorher von vielen diesem Dichter beigelegt wurde, und als
solches von den Ausgaben des Euripides von Musgrave und
Beck gestochen ist. Daß dieses ausdrucksvolle Brustbild
einen sehr bedeutenden Mann vorstellt, beweisen die vielen
alten Wiederholungen desselben Brustbildes, welche man in

*) IconogT. Grecque, If. Part. eh. ig. §. 4* p. 5^9-57*-
 
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