Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Böttiger, Carl August [Hrsg.]
Amalthea oder Museum der Kunstmythologie und bildlichen Alterthumskunde — 1.1820

DOI Heft:
Vierte Abtheilung
DOI Artikel:
Osann, Friedrich: Ueber eine vor kurzem in Pompei ausgegrabene Hermaphroditenstatue
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.9751#0399

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
345

To o' agpevamov xal hgocöriKov ex£lv dvdpog. (Letzteres
£%£/v wahrscheinlich Wiederholung vom Rande her). Die
Brüste sind nur eben so hoch angeschwollen als nöthig war,
die weibliche Natur anzudeuten und als überhaupt der antike/
immer den Mittelweg zwischen Armuth und Ueberfluß suchende
Kunstgeschmack der jungfräulichen Bildung gestattete. Die
Hüften dagegen sind mehr männlich als weiblich zu
nennen und sollen eben die Zweideutigkeit des Geschlechts
kenntlich machen, wie überhaupt von den Hüften an hinab
der männliche Charakter der überwiegende ist. Durch die
etwas eingezogene Lage des Unterleibes, wodurch der Kopf
mit der Brust eine mehr vorwärts gebogene Stellung erhalten,
wird der Rücken gekrümmt, dessen geschmeidige Form in der
schönsten geschwungenen Linie herabläuft. Der Schönheit
des Körpers entsprechen in demselben Grade die Extremitäten,
die aber theilweise restaurirt sind, wovon weiter unten.
Der rechte Arm ist etwas erhoben, wie man bei Ueber-
raschung oder Schrecken zufammenfahrend, zu thun pflegt,
und diese Art der Ueberraschung und Scheu, gesehn zu
werden, ruft die linke Hand zu Hülfe, um zu bedecken, was
mit der weiblichen Bildung des Körpers fo sehr im Wider-
spruch steht. Dies ist der Moment der Handlung, der die
Motive für die Anordnung und Stellung der einzelnen Theile
angiebt. Wenn die Motive der Stellung der mediceischen
Venus aus dem natürlichen Gefühl jungfräulicher Schaam
entsteht, und als solches bei einem schuldlosen Mädchen sich
nur in dem Bestreben äußert, sich dem neugierigen Blicke zu
verbergen, so gesellt sich hier zur Schaam noch der Schreck,
vor den Augen eines Andern, die zwitterhafte Misbildung
des Geschlechts, diesen Fehlgriff der Natur zu enthüllen,
woraus die scheue Bewegung eines Erschrockenen mit dem
ängstlichen Streben sich zu helfen, Hauptmotive wird, die
der Künstler, wie es uns scheint, durch die ängstliche, be-
wegte, etwas gebogene Stellung des Hermaphroditen aus-
zudrücken gesucht hat, während dagegen die mediceische Venus
das ruhige Gefühl ihrer Unschuld nur durch die natürlichen
Aeußerungen der Schaamhaftigkeit zu erkennen giebt. Durch
 
Annotationen