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Böttiger, Carl August [Hrsg.]
Amalthea oder Museum der Kunstmythologie und bildlichen Alterthumskunde — 1.1820

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Vierte Abtheilung
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Böttiger, Carl August: Ueber die Hermaphroditen: Fabel und Bildung: (als Zugabe)
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https://doi.org/10.11588/diglit.9751#0408

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354 --

wo ein bärtiger männlicher und ein unbärtiger weiblicher
Kopf aneinander gefügt erscheinen und woraus der spätere
Römer seinen Janus hervorbildete, etwas anderes als ein
artistischer Nothbehelf, den Deus Ianus die Sonne und
die Den Jana, Diana, den Mond (die ja in unserer deut-
schen Geschlechtöform daS Stammmerkmal der indisch weib-
lichen Sonne und des phrygischen männlichen Lunus, deut-
lich genug an sich tragen) als himmlisches Mannweib hcrma-
phroditisch zu vereinigen? Natürlich konnte in den Sacris
Phallieis, worauf mehr oder weniger doch alle bacchischen
Orgien begründet waren, nur in den dazugehörigen Bacchus-
Einweihungen auch diese Spuren eines mannweiblichen Urwe-
sens nicht ganz fehlen, so sehr sie auch durch Liber-Iacchus
und Libera-Proserpina in den zwei Hauptfiguren getrennt
schienen. Da wurden wenigstens die dienenden Genien her-
maphroditisch, wie die vermischten Geschlechtstheile dieser
geflügelten Diener und Brautführer auf hundert noch vorhan-
denen Vasengemälden zur Genüge bezeugen. Bei verschiede-
nen Veranlassungen habe ich darauf selbst aufmerksam ge-
macht. S. Vasengemälde Th. III. S. 17. und in den
Ideen zur Archaeologie der Malerei S. 226. vergl»
Milliu Peintures des Vases antiques T. I. p. 77. und
nun auch Creuzer Symbolik Th. II. S. 108. Ich
bemerke hier nur noch, daß sich unter den bronzenen Anti-
caglien, die Gori und andere Florentiner als Laren und
Hausgötzen uns vorführen, sich häufig solche Hcrmaphrodi-
tengestalten befinden. Man sehe nur z.B. eineaufderKupfer-
tafel zu Gori's Inscriptionibus Etiuscis P. II. p. 130.
Aus Caylus Recueil lassen sich viele Belege sammeln.

Etwas ganz anderes ist die physiologische Frage über
die Wirklichkeit androgynischer Zwitter und Misgeburten.
Wer mag sie läugnen? Beispiele, wie sie schon Diodor
T. II. p. 519 ed. Wessel, beglaubigte, wie sie Haller
in seiner so oft ausgeschriebenen Abhandlung in den ältesten
Commentarien der Göttinger Societät von 1751 prüfend
durchgeht, oder neuerlich der D. Giuseppe Mattei in seiner zu
Rom 1325 gedruckten Schrift Memoria sopra alcuni
 
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