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Böttiger, Carl August [Hrsg.]
Amalthea oder Museum der Kunstmythologie und bildlichen Alterthumskunde — 1.1820

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Vierte Abtheilung
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Böttiger, Carl August: Ueber die Hermaphroditen: Fabel und Bildung: (als Zugabe)
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https://doi.org/10.11588/diglit.9751#0411

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357

in seinen berühmten 4 Tageszeiten an den Gräbern der Mer
diceer, Giuliano und Lorenzo, in der Capelia de’ depositi
in Marmor bilden und Strozzi konnte dabei ausrufen perche
dorme, ha vita; allein im antiken Sinne ist eine selbst-
schlafende Nacht durchaus nicht. Das könnte höchstens die
jüngste der Grazien, die reizende Pasiphae seyn, die Gema-
hn des Schlafgottes. Und dasselbe würde, um es Hier im
Vorbeigehen zu erinnern, der Fall mit einer Mohnköpfe spen-
denden, leicht hintrippelnden Nymphe seyn, die Mariette I,
60 uns als Nacht vorführt, wenn sich nur überhaupt gegen
diefeu Stein nicht gegründete Zweifel erheben ließen.

Hatte mau nun den Hermaphroditen einmal schlafend
oder doch in aufgelöster Zerflossenheit hingegossen zu bilden
angefangen und befaß man ein großes Musterbild in dieser
Form: so war der folgende Schritt leicht gethan. Man
bildete eine ganze Gruppe, worin der schlafende Hermaphro-
dit in ein verliebtes Abentheuer verwandelt und von Panisken
und Satyrisken geweckt und geneckt wurde. Ein sehr häufig
uns auf alten Denkmälern begegnender Scherz in den Aus-
gelassenheiten des bacchifchen Thiafos ist die Szene, wo eine
Satyrisk mit der ihm eigenen Neugierde und Lüsternheit, ein
in Müdigkeit entschlummerte schöne Manade oder Nymphe
beschleicht und das neidische Gewand, womit die Schlum-
mernde sich verhüllt hatte, wegzieht. Jeden fällt hier gewiß
sogleich eine ganze Reihe von Vorstellungen der Art in den
herculanisch-pompejanischen Gemälden ein, in den Pittlire
im 7.Band, Tav. 32— 35. oder inWinckelmanns Werken
II, 45. vergl. 1. I. tav. 15. Die Dichter wetteiferten
mit den Künstlern in Darstellung solcher Ueberraschung. S.
zu den Pitture d’Ercolano T. VII. p. 145 f. Die Sache
wurde dann auf die schlummernde Ariadne selbst übergetra-
gen, wo Bacchus eben eintritt und die Schlafende, welche
seine Himmelsbraut werden soll, vor jedem Murhwillen seines
Gefolges schützt. Man sehe den berühmten flvcentinischen
Cameo im Mus. Florent. *ab. 92, 1. Lippert Dacty-
liothek I. 333. 84. vergl. Montfaucon Antiquite- ex-
plicpiee T. I. P. II. pl. CD,, aufs neue abgebildet in meinem
 
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