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Böttiger, Carl August [Hrsg.]
Amalthea oder Museum der Kunstmythologie und bildlichen Alterthumskunde — 1.1820

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Vierte Abtheilung
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Böttiger, Carl August: Ueber die Hermaphroditen: Fabel und Bildung: (als Zugabe)
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https://doi.org/10.11588/diglit.9751#0414

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3öo

derungen darin versuchte und gleichsam durchspielte. Das
Thema ging durch alle Variazionen. So mag auch wohl
der Letterzo Ermafroditico, die Ueberlistung und Ander
guemung eines Hermaphroditen mit einem Satyr in allen Attir
tüden und Verflechtungen um so häufiger versucht worden
seyn , als diese Art wollüstig - nackender Bildwerke sich
vorzüglich in den Säulengängen und Vorhallen der öffentr
lichcn Bader nach dem Begriff des Alterthums gut ausnahr
men und die römischen Imperatoren, bis auf Caracalla und
Constantin herab, für ihre Thermen mit unsäglichem Auf-
wand alles der Art zusammenrafften oder auch wohl nach
alten vorhandenen Musterbildern Nachformen ließen.

Ich mache in Rücksicht auf Hermaphroditengruppen hier
nur noch auf drei vorhandene Kunstdenkmälcr aufmerksam,
die für diese Behauptung ein unbestrittenes Zeugniß ablegen.
Der schlafende Hermaphrodit ist erwacht, aufgesprungen,
will fliehen, das Gewand ist abgestreift, entfallen. Da
erhascht ihn der Satyr und will ihn aufseinen Sitz an sich
ziehen. Der Hermaphrodit stößt ihn zurück, wehrt sich.
Dieß heißt in der alten gymnastischen Sprache Hände-
k a m p f (dx()oxJci()L<i1£a'$oa mit der abgeleiteten äx(io%£i(?Lq
bei Hippokrates. S. Foesius Oecon. Hipp. v. p.
16. und Ruhnken zu Limaus 01o8sar. p. 19, 21.)
Das stellt uns ein schönes in Civita gefundenes Gemälde in
denEittured'Ercolanol.I. tav. 16. vor. Die Hermaphror
ditenrNatur liegt in dem ganz entkleideten Körper deutlich vor
Augen. Oder auch umgekehrt, der Hermaphrodit sitzt; ein
Paniskus, den er mit aller Kraft abwehrt, greift ihn an,
umfaßt ihn bei der Schulter. So stellt sich uns die Szene
auf einer Gruppe in Bronze dar, wo zwar die Figur des
Paniskus fast ganz abgebrochen war und ergänzt werden
mußte, aber nach den erhaltenen Ueberresten der Hand und
auf den am Gewand noch hängen gebliebenen Ziegenfuß ganz
im Sinn des alten Kunstwerks restaurirt wurde, wobei dem
Ergänzet die berühmte Aldobrandinische Gruppe vor Augen
schwebte. Man sehe die Abbildung in dem neuen Werke:
Reale Galeria di Firenze, in der Antikenreihe n. 61.
 
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