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Böttiger, Carl August [Hrsg.]
Amalthea oder Museum der Kunstmythologie und bildlichen Alterthumskunde — 2.1822

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Hirt, A.: Ueber die griechische Bildkunst, [2]: Fünfter und sechster Abschnitt ; Geschrieben den 10 December 1805. Vorgelesen den 5. Febr. 1807
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https://doi.org/10.11588/diglit.9752#0083

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Vorzug einräumte über alles, was vor und nach ihnen in
der Kunst je gemacht ward.

Ein anderes Lob verdienen die griechischen Künstler,
oder vielmehr ihre Dichter, wie Homerus und Hesivdus,
daß sie das Thiergestaltetc der ägyptischen Götter nicht an-
nahmen, sonder» durch einen ihnen gleichsam angcbornen
Euphemismus alles Würdige in der Darstellung vermensch-
lichten. Ganz jedoch gelang es ihnen nicht, sich in dieser
Beziehung von dem Aegyptischcn loszusagen. Der Pan be-
hielt die Gestaltung des srühcrn Aegyptens, und so trat auch
Bacchus in der Stierform bei den Griechen auf, oder we-
nigstens zierten noch manchmal sprossende Hörnchen sein
jungfräuliches Haupt. Vulcanus verlor zwar seine ägyp-
tische Zwerggestalt; aber ihm blieb doch das Unbeholfene des
Hinkens, was der Euphemismus nie ganz aus der Kunst
vertilgte, sondern nur auf eine geschickte Weise milderte. In
andern Vorstellungen beschränkten sich die Griechen auf thier
rische Attribute. Aber je tiefer man in die altgriechische
und tyrrhenische Kunst zurückgcht, jcmehr verspürt man noch
das harte Gemenge des Thierischen mit dem Menschlichen.
Ganz ließen sich die Spuren ägyptischen Herkommens nicht
zerstören.

Hiedurch glaube ich das Verhältniß der ägyptischen zu
der griechischen Kunst hinreichend bezeichnet zu haben. Was
die Griechen aus Aegypten schöpften, war erstlich die Technik
in allen Zweigen des Kunstbctriebes; zweitens die Anfänge
und Grundlage der Zeichnung jeder Gattung von Gegenstän-
den. Sie hatte aber nur einen beschränkten Typus, und

*) Der bil der «lgiiietischcn Bildwerke, welche uns in der letz-
tern Zeit erst naher bekannt wurden (S. meinen Aufsatz in den lirt.
Analecten von A. F- Wo i f Heft in. S. 167.), beweiset zwar, daß
auch die Griechen zum Theil lange an dem Alterthümlichen festhiel-
tcn, wie die Aegppter. Endlich überwand das Gefühl für das cbarak-
teristisch- Schöne im Nackten alle Bedenklichkeit. Zuerst machten sie
die Körper naturgemäßer, dann auch die Köpfe und die Gewänder
So ward die Wand durchbrochen, welche früher die griechischen Kunst
ler noch auf den ägyptischen Kunstkreis beschränkte.
 
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