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Böttiger, Carl August [Editor]
Amalthea oder Museum der Kunstmythologie und bildlichen Alterthumskunde — 2.1822

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Erster Abschnitt
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Hirt, A.: Ueber die griechische Bildkunst, [2]: Fünfter und sechster Abschnitt ; Geschrieben den 10 December 1805. Vorgelesen den 5. Febr. 1807
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https://doi.org/10.11588/diglit.9752#0087

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Kultur in Griechenland keine feste Vorbereitung und Begrün-
dung erhalten. Erst unter Psammetichus öffnete sich Aegyp-
ten dem freien Verkehr der Griechen; und dies ist die in den
Annalen der Menschheit für immer merkwürdige Epoche, wo
das erste Aufstrebcn des griechischen Geistes für Wissenschaft
und Kunst beginnt. Vorher hatten nur kühne Abentheuer
und die Gesänge ihrer Dichter den trefflichen Genius der Na-
tion beurkundet. Dieser freie Verkehr dauerte kaum mehr
als ein Jahrhundert, wahrend wir die Kunst in jeder Art
von Technik, die den Aegyptern eigen war, und zwar in allen
Gegenden, wo griechische Ansiedelungen waren, erscheinen
sehen.

ä- Dieses Zusammentreffen der wissenschaftlichen und
Kunstkultur mit der Zeit, wo die Griechen freien Zugang
und selbst eigene Niederlassungen in Aegypten erhalten, ist
nicht als zufällig zu betrachten. Und es würde eine son-
derbare Liebe zur Paradoxie verrathen, in Abrede seyn zu
wollen, daß durch diesen Verkehr die Kunstübung der Grie-
chen erst angeregt, lebendig und thatig ward, indem sie die
Kenntnisse der Aegypter nach dem Mutterlande verpflanzten.

e. Aber die technischen Kenntnisse abgerechnet, waren
die Aegypter selbst nicht weit in der Kunst vorgerückt. Die
Richtung,- welche sie ursprünglich erhielt, bloß für den Ver-
stand , und nicht für das Gefühl zu arbeiten, erstickte das
weitere Streben. Die Kunst blieb in demselben Zustande:
und in den Zeiten des Plato war sic nicht weiter als unter
den ältesten Pharaonen von Thcbä. Die Griechen führten
indessen ans den Grundlagen, welche sie von Aegypten her
erhalten hatten, in dem Zeitalter von Pericles bis zu Ale-
xander ein unsterbliches Kunstgebäude auf: das Schönste,
und Vollendetste, was je die Welt sah, ein Gebäude, an
dessen Pracht sich mehrere der folgenden Jahrhunderte er-
freuten, und dessen Ueberreste nach einer langen Nacht
zerstörender Barbarei uns noch mit Bewunderung und-
fteudiger Wehmnth erfüllen.
 
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