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So weit meine Erklärung im Jahre 1790, die ich da-
mals an den Besitzer des Gefäßes abgab, und dafür mir
eine Zeichnung desselben erbat. Diese erhielt ich, wie ich
sie hier gebe, die aber in einigem characterisiischcr hätte
ausfallcn können.
Wie viel es aber darauf ankomme, daß der Forscher Ge-
legenheit finde, vieles zu vergleichen, ergiebt sich aus fol-
gendem. Im Jahr 1792. war ich in Wien, und besah
allda die reiche Vasensammlung des Grafen v. Lamberg. Mit
nicht geringer Freude entdeckte ich darunter auch die Fabel
der Amymone, aber ganz verschieden und weit anders, als in der
Vorstellung auf dem Hcigclinschen Gefäß zu Neapel. Auf dem
in Wien — was ich vor drei Jahren in der kaiserlichen
Sammlung wieder sah — ist der Vorgang als ein Raub
behandelt. Die Königstochter, den Wasscrkrug von sich
schleudernd, flicht mit behenden Schritten, aber die noch
behendcrn des Mecrgottcs lassen keinen Zweifel des Einholcns.
Noch kommen dabei dieselben zwei Figuren vor, welche wir
in unscrm Gemälde mit Cupido und Juno bezeichnet haben.
Die beiden Satyrn fehlen ganz. Was ist aber das Wich-
tigste an dem Wiener Gefäß? — daß über jeder Figur der
Namen steht, nehmlich Poseidonos, Amymone, Eros und
Aphrodite. Dadurch ward ich also unterrichtet, daß ich
mich in Hinsicht der Figur der Obergöttin, welche ich für
Juno nahm, irrte, und daß sie hier wie dort die Venus
Wolf hierüber zu befragen: und den andern Tag sandte er mir fol-
gendes Zettelchen:
„Obgleich die Amymone des Aeschplus nur mit ein paar Zeilen
(Versen nehmlich) citirt wird, so lehren doch diese jedem, der
nur die geringste Nase hat, daß das Stück nichts anders, als Ihr
Wunsch war, gewesen, sage ein Drama satyricum. Selten werden
einem solche Wünsche in solchem Fall so leicht gewährt. Die beiden
Werse stehn, einer bei Ammonius voc. yijuai, der andre bei Allie».
XV. p. 690. Cap. XII. »
d- 4. Jan. isii.
Vale.
Wolf.
So weit meine Erklärung im Jahre 1790, die ich da-
mals an den Besitzer des Gefäßes abgab, und dafür mir
eine Zeichnung desselben erbat. Diese erhielt ich, wie ich
sie hier gebe, die aber in einigem characterisiischcr hätte
ausfallcn können.
Wie viel es aber darauf ankomme, daß der Forscher Ge-
legenheit finde, vieles zu vergleichen, ergiebt sich aus fol-
gendem. Im Jahr 1792. war ich in Wien, und besah
allda die reiche Vasensammlung des Grafen v. Lamberg. Mit
nicht geringer Freude entdeckte ich darunter auch die Fabel
der Amymone, aber ganz verschieden und weit anders, als in der
Vorstellung auf dem Hcigclinschen Gefäß zu Neapel. Auf dem
in Wien — was ich vor drei Jahren in der kaiserlichen
Sammlung wieder sah — ist der Vorgang als ein Raub
behandelt. Die Königstochter, den Wasscrkrug von sich
schleudernd, flicht mit behenden Schritten, aber die noch
behendcrn des Mecrgottcs lassen keinen Zweifel des Einholcns.
Noch kommen dabei dieselben zwei Figuren vor, welche wir
in unscrm Gemälde mit Cupido und Juno bezeichnet haben.
Die beiden Satyrn fehlen ganz. Was ist aber das Wich-
tigste an dem Wiener Gefäß? — daß über jeder Figur der
Namen steht, nehmlich Poseidonos, Amymone, Eros und
Aphrodite. Dadurch ward ich also unterrichtet, daß ich
mich in Hinsicht der Figur der Obergöttin, welche ich für
Juno nahm, irrte, und daß sie hier wie dort die Venus
Wolf hierüber zu befragen: und den andern Tag sandte er mir fol-
gendes Zettelchen:
„Obgleich die Amymone des Aeschplus nur mit ein paar Zeilen
(Versen nehmlich) citirt wird, so lehren doch diese jedem, der
nur die geringste Nase hat, daß das Stück nichts anders, als Ihr
Wunsch war, gewesen, sage ein Drama satyricum. Selten werden
einem solche Wünsche in solchem Fall so leicht gewährt. Die beiden
Werse stehn, einer bei Ammonius voc. yijuai, der andre bei Allie».
XV. p. 690. Cap. XII. »
d- 4. Jan. isii.
Vale.
Wolf.