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Böttiger, Carl August [Hrsg.]
Amalthea oder Museum der Kunstmythologie und bildlichen Alterthumskunde — 2.1822

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Sechster Abschnitt
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Böttiger, Carl August: Der Dreizack
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https://doi.org/10.11588/diglit.9752#0373

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punische, Phönizische Seefahrer, die ihn mit Pferd und
Dreizack an die griechischen Inseln und Küsten aussetzten und
so würde die bekannte Bochartische Ableitung, den brei-
ten Gott bezeichnend, immer vorzuzichen seyn. * *) Allein
diese oricntalisirende Ableitung schließt doch immer die
Möglichkeit nicht aus, daß das Wort durch eine griechi-
sche bloß erklärende Benennung sich gebildet habe. Es ist
bekannt, daß gerade bei diesem Poseidon der Witz der grie-
chischen Etymologen vorzüglich erfinderisch und im Ausklügeln
der lächerlichstenJdeenverbindungen geschäftig gewesen ist.**)
Plato, der moralisirenden Entwickelungsmanier des Sor
crates folgsam, bei welcher aber die Socratische Ironie ja
nicht übersehen werden darf, hat in seinem Cratylus auch
den Poseidon die Ehre einer wahren griechischen Ableitung
angcdcihen lassen, nach welcher er voaßcfffj.os, ein Fuß-
fesselnanlcgendcr seyn würde, weil er niemanden vom Stran-
de an weiter fortzuschreiten gestattet. ***) Wie nun, wenn

tliügei- s.98. (der 2ten Ausgabe), wo er vom punischcn Mecrgott
handelt, bestimmt ausgesprochen.

*) Auch Sichler fcfeeint in feinem Kadmus p. LXXrir. diese
Ableitung als der Personiflcation des überall hin sich ausbrcitenden
Meeres vor andern den Vorzug zu geben.

**) Ein ganzes Nest von solchen Etymologien giebt das Etymo-
logicum Magnum s. v. IloSeiöcäv c. 620, 25. Lips. und das Gudia-
num c. 476. 40. ff. Meistentheils kömmt es auf eine doppelte Ab-
leitung hinaus, entweder napä 76 rode a-dfias htlv, die Meerfluth
bindet dem Fußwanderer die Füße, denn er kann nicht weiter schreiten,
oder, indem man xösis, Trank, als das Nennwort annimmt, xupä
70 ri]v xösiv itsfitiv, den Trank fesseln, denn niemand trinkt frei-
willig Meerwasser. Die Ableitungen von atieiv 76 nibov oder von
wo®,» Trank, und öäoe Sonnenlicht, sind noch gezwungener.

***) Plato im Cratylus p.402. D.Lugd. oder C.42. p. 67. Heind.
Es leidet keinen Zweifel, daß diese Ableitung, so wie Die der andern
Götlernahmen, als Dionysos, Selene u. s w. blos darum erdichtet
kvorden, um die gewaltsamen Wvrtableitungen des Prodikus und der
 
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