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Amelung, Walther
Die Basis des Praxiteles aus Mantinea: archeologische Studien — München, 1895

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https://doi.org/10.11588/diglit.4582#0017
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— 15 —

seiner Haartracht so lebhaft an den sogen. Eubuleus erinnert; bei der
Lachesis hat Hauser a. a. O. schon selbst als Parallele eine Bronze-
statue der Athena in Florenz herangezogen, welche uns im nächsten
Capitel näher beschäftigen wird; auch einige Gestalten vom Sarkophag
mit den trauernden Frauen in Konstantinopel sind zu vergleichen; schon
der schlanke Körper der Moira weist in das vierte Jahrhundert. Be-
deutungslos ist endlich auch nicht die Übereinstimmung der Atropos
mit der Muse unserer Basis; alle diese Vergleichs- und Anknüpfungs-
Punkte vereinigen sich vielmehr, uns den bestimmten Nachweis zu
liefern, dass wir es hier mit einer dem Stil und der Erfindung nach
einheitlichen Schöpfung zu thun haben, einer Erfindung vom An-
fang der praxitelischen Epoche, zu deren Composition eben unsere
Basisreliefs die beste Parallele bieten. Ja, man könnte den drei Parzen
musische Attribute geben und dieselben auf die fehlende vierte Platte
der Basis setzen, ohne dass sich irgendwie eine stilistische Dissonanz
ergäbe.

Die Herkunft des Originales aus Athen ist gesichert durch die
Anlehnung der Hauptgruppe an die des Parthenongiebels und die
Darstellung des Prometheus als Geburtshelfer.

Die Composition ist augenscheinlich auch ursprünglich für einen
runden Cylinder bestimmt, wie das Madrider Puteal, nicht für eine
fortlaufende gerade Fläche, wie auf den Wiederholungen in Tegel.
Schneider macht es a. a. O. (p. 33), wahrscheinlich, dass man wegen
der »im Vergleiche zur Höhe des Monuments viel zu kleinen Öffnung
weniger an eine Brunnenmündung als an die äussere Hülle eines
Altars, in welcher ein erzenes Feuerbecken eingelassen war«, zu
denken habe.

Nun ist uns gerade von Praxiteles und seinem Vater überliefert,
dass beide bewunderungswürdige Altäre geschaffen haben, Kephisodot
im Piräus den Altar des Zeus Soter (Plin. H. N. XXXIV, 74) und
Praxiteles einen Altar der Artemis zu Ephesos (Strabon. XIV, p. 641).
Von diesen Werken können wir uns, wie ich glaube, nach jenem
»Puteal« eine Vorstellung machen, denn auch dieses giebt uns einen
solchen Altar von einem Künstler aus der Zeit und Umgebung des
jugendlichen Praxiteles wieder.


 
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