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Andreae, Bernard
Motivgeschichtliche Untersuchungen zu den römischen Schlachtsarkophagen — Berlin, 1956

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https://doi.org/10.11588/diglit.14579#0023

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Position der Reliefs auf, ohne auf die Frage des Vorbilds einzugehen. Vielleicht
kann die Entwicklungsgeschichte des zurückgewandt kämpfenden Reiters einen
Beitrag zur Klärung dieser Frage liefern.

Der Typus ist in einer einfacheren Form alt. Auf den drei Friesen mit Reiter-
schlachten vom ausgehenden 5. Jahrhundert auf dem Nikefries14, am Nereiden-
monument15 und am Fleroon von Gjölbaschi-Trysa16 finden wir Reiter, die sich
gegen einen von hinten zu Fuß herankommenden Feind wenden. Die Lanze
schwingen sie mit dem hochgenommenen Arm über dem Kopf. Die Bewegung
ist aber verhalten. Der Reiter lehnt sich nicht zurück oder zur Seite. Er sitjt viel-
mehr aufrecht und wendet auch den Oberkörper kaum und den Kopf nur halb
zurück, so daß nicht jene gegenläufige Bewegung hineinkommt, durch die das
Motiv am Juliergrabmal und vor allem auf den Sarkophagen ausgezeichnet ist.
Das Pferd mit geradeaus gewandtem Kopf ist bildparallel dargestellt. Zu dieser
klassisch beruhigten Ausbildung gesellt sich eine Amazone vom gemalten
Amazonensarkophag in Florenz17 und folgende Beispiele von Vasen des aus-
gehenden 5. und des 4. Jahrhunderts: Die reitende Amazone auf dem früh-
italiotischen Volutenkrater18 des Sisyphosmalers in der Sammlung Jatta in Ruvo,
die mit der Lanze nach einem von hinten herankommenden Krieger stößt, der
Poseidon zu Pferde auf der melischen Gigantenamphora19 im Louvre, der seinen
Dreizack nach hinten sausen läßt, ohne sich ganz zu wenden, und die berittene,
mit der Bipennis nach hinten ausholende Amazone auf dem Hals der um 330
bemalten Medeavase2" in München. Diese drei Beispiele, die in der ruhigen
Haltung den Beispielen von den klassischen Kampffriesen verwandt sind, for-
dern deshalb besondere Aufmerksamkeit, weil sie die Pferde in mehr oder
weniger starker Verkürzung zeigen. Auf dem Krater des Sisyphosmalers wirft
das Pferd sogar den Kopf zurück. Es begegnen in der Malerei also schon in
klassischer Zeit Züge, die im Relief erst in römischer Zeit auftauchen. Diese
Beobachtung müssen wir später auszuwerten versuchen und zunächst die Ent-
wicklung unseres Typus weiter verfolgen.

Stärker als bei den klassischen Beispielen ist die Bewegung einer Amazone
gleichen Motivs, die am linken Rande beider Langseiten des Fuggerschen
Amazonensarkophages21 in Wien wiederkehrt. Hier dreht sich die Reiterin im
Sattel ganz nach hinten, so daß ihr Kopf zurückgewandt im Profil erscheint.
Zu dieser Form gehört auch die Amazone auf einer attischen Hydria22 des
4. Jahrhunderts aus Olynth. Schließlich lebt diese Ausbildung, die auch auf dem
Friesstück aus Lecce23, am Telephosfries24 und am Magnesiafries25 noch begeg-
net, in den Matrizen der hellenistischen Reliefkeramik20 fort.

Bei den bisher genannten Beispielen erscheint der nach rechts sprengende,
zurückgewandt kämpfende Reiter fast immer im Zusammenhang mit einem von
links herbeistürmenden Gegner. Die Figuren der Gruppe sind meist auseinander-
gezogen, so daß nicht der Augenblick des Vorbeireitens dargestellt ist und die
Bewegung innerhalb einer Bildschicht vor sich geht.

Bei einigen weiteren Beispielen, die E. Pottier27 bereits zusammengestellt hat,
und deren frühestes erhaltenes die Ostseite28 des Alexandersarkophages bietet,
kämpft der Reiter aus der Bildschicht, in der sich sein Pferd befindet, heraus,
meist gegen einen neben seinem Pferd Niedergebrochenen. Auch die übrigen

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