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Andreae, Bernard
Motivgeschichtliche Untersuchungen zu den römischen Schlachtsarkophagen — Berlin, 1956

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https://doi.org/10.11588/diglit.14579#0041

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fragen bleibt, ob auf die gleiche Art von Gemälden wie die Julierreliefs.

Das Motiv des Sich-Vorneigens findet sich noch zweimal bei Reitern der Attika-
friese in Orange: auf dem Nordfries 112 noch einmal ganz am rechten Rand und
auf dem Südfries113 an der entsprechenden Stelle, ohne daß sich wesentlich
Neues ergäbe.

Auf einem Campanarelief mit einer Löwenjagd in Wien114 aus dem 1. Jahr-
hundert n. Chr. treffen wir einen nach links sprengenden Jäger, der sich vor-
beugt und auf den Hals seines Pferdes legt, um mit der Lanze nach unten zu
stechen. Die Bewegung ist hier vergleichsweise recht schwach. Der ganze Ober-
körper und der Kopf bis auf das Gesicht bleiben über dem Pferdehals sichtbar.
Das Motiv hat sich nicht weiterentwickelt, bleibt aber erhalten. Auf dem Ama-
zonensarkophag Robert, SR. II 112, der nach Redlich115 in das Jahrzehnt zwischen
140 und 150 gehört, findet sich das Motiv zweimal. Einmal in der unausgepräg-
ten Form des Alexandersarkophags bei der Amazone, die mit Doppelaxt und
Schild bewaffnet den aufs Knie gesunkenen Griechen von links her angreift.
Dann aber in vollkommener Ausbildung und mit leidenschaftlicher Wildheit
bei der Amazone, die gegen denselben Griechen von links her anreitet. Im rasen-
den Galopp reißt sie den Kopf des Pferdes heftig zurück und legt sich weit nach
vorn, so daß sie fast flach, die Beine nach hinten werfend, auf dem Rücken des
Pferdes liegt. Das attische Sarkophagfragment Robert, SR. II 129a in Triest,
nach Redlich110 am Ende des 2. Jahrhunderts entstanden, zeigt das Motiv in
Form eines nach links sprengenden jugendlichen Kriegers, der das Schwert über
seinem Kopf schwingt. Das Pferd wirft den Kopf zurück, als ob es vor dem
erhobenen paludamentum des ins Knie gebrochenen Kriegers scheue. Es ist hier
gegenüber Robert, SR. II 112 eine Rückbildung zu einer gemäßigteren Fassung
festzustellen.

Auf dem Barbarenschlachtsarkophag im Palazzo Giustiniani (S. 15 A I 7),
der in der Typenverwendung auffälligerweise den Amazonensarkophagen
nahesteht117, sprengt ein Reiter aus dem Hintergrund heraus nach links und
greift einen knienden Fußkämpfer an, der einen Gefallenen spoliieren will.
Auch hier bringt die Darstellung ebensowenig etwas Neues wie auf der Neben-
seite des Kleinen Ludovisischen Schlachtsarkophages (S. 15 A I 5) oder auf einer
jet;t verschollenen Sarkophagnebenseite, die sich früher in der Villa Borghese
befand118.

In diese Reihe gehören wegen der Verwendung gleicher Einzelzüge auch die
Beispiele des vorgeneigten Reiters auf den vier Schlachtsarkophagen, von denen
die Untersuchung ausging. Sie nehmen einen besonderen Platj ein.

Die anderen Beispiele haben zueinander keine unmittelbare Beziehung. In
ihnen offenbart sich nur die allgemeine Verwendung bestimmter reizvoller Mo-
tive, das Mitschaffen und Mitgenießen aller an dem gemeinsamen Formenschats,
das für die antike Kunstgeschichte so bezeichnend ist.

Dagegen zeigen die Reiter der fraglichen Sarkophage einen festgelegten Typus.
Sie gehen auf eine einmalige Erfindung zurück, die bereits entwickelte Elemente
in geistreicher Weise zusammenfügte. Auf den Hauptunterschied wurde schon
hingewiesen. Die anderen Beispiele waren, wenigstens soweit sie das Motiv des
Sich-Vorbeugens in ausgeprägter Form zeigten, nach links bewegt. Der Reiter

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