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Andreae, Bernard
Motivgeschichtliche Untersuchungen zu den römischen Schlachtsarkophagen — Berlin, 1956

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https://doi.org/10.11588/diglit.14579#0088

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Pendant fände. Die achsialsymmetrischen Entsprechungen sind, wenn auch nicht
schematisch, so doch systematisch.

Wohl begegnen auch hier noch Kampfgruppen, und selbst die alten Typen
leben in dieser Darstellung weiter305, aber das ist nicht das Wesentliche. Überall
drängen sich andere Figuren zwischen die Teile einer Gruppe. Von allen Seiten
wirkt der Schlachtzusammenhang in die Zweikampfszenen ein. Nirgendwo kann
sich eine Gruppe frei zu einer eigenen Komposition entwickeln. Die alten Sche-
mata werden gesprengt oder mindestens gelockert und miteinander vermischt.
Es kommt nicht auf die Differenzierung der Bewegung in einzelnen Gruppen
an, sondern darauf, daß das Ganze von einer durchgehenden Bewegung erfaßt
wird, die von der Mitte, vom Feldherrn ausstrahlt. Man sieht eine im Kampf-
tumult tobende Masse, die sich nach den Rändern zu in Sieg oder Untergang
beruhigt. Das ist eine ganz andere Art der Schlachtdarstellung als die, die wir
von dem wiedergewonnenen pergamenischen Schlachtgemälde und von den atti-
schen Schlachtsarkophagen her erkennen.

Sie setjt auf römischen Sarkophagen mit dem Kleinen Ludovisischen Sarkophag
ein300, auf dem zum ersten Mal der in der Mitte reitende Feldherr in der Dar-
stellung auf Schlachtsarkophagen begegnet. Aber hier ist die Komposition noch
nicht einheitlich. Die in sich abgeschlossenen Gruppen, die aus dem pergameni-
schen Gemälde stammen, hindern, daß eine durchgehende Bewegung das Ganze
ergreift. Wohl sind alte Schemata schon gesprengt oder mit anderen durchseht,
aber das sind erst Anfänge und Übergangserscheinungen. Vollendet erscheint die
neue Art der Schlachtdarstellung erst auf den Schlachtsarkophagen severischer
Zeit (S. 15 f. A II 11-16), auf denen sie großartige Triumphe feiert.

Und hier zeigt sich, daß die zu Beginn der Arbeit getroffene Einteilung der
römischen Schlachtsarkophage nach der Art der Kampfdarstellung methodisch
wichtig ist: Es leuchtet ein, daß dann, wenn sich die Darstellung auf einzelne
Gruppen konzentriert, die Typen in dem isolierten Gruppenzusammenhang rei-
ner erscheinen, als wenn sie in einen gemeinsamen, von allen Seiten einwirken-
den Schlachtzusammenhang eingebaut sind. Zudem fordert die Darstellung in
Kampfgruppen die Erfindung komplizierter, eigentümlicher Motive und eines
kunstvollen Gruppenaufbaus. Bei der Massenkampfdarstellung wird das Motiv
des Einzelnen nebensächlich. Das Hauptaugenmerk liegt darauf, daß eine einzige
Bewegung das Kampfgewühl vollständig erfaßt. Interessante Posen und Grup-
penschemata sind deshab hier seltener, und wo sie aus älteren Vorbildern über-
nommen sind, erscheinen sie verwässert.

Unsere Untersuchung ging auf eine Geschichte der in der Schlachtdarstellung
römischer Sarkophage verwendeten Typen aus. Mit der Einführung der neuen
Art der Schlachtdarstellung fallen die Voraussetzungen zu einer lohnenden
Typenverfolgung fort. So bildet der Kleine Ludovisische Sarkophag (L.) den
Grenzpunkt unserer Untersuchung, da er innerhalb der Sarkophagkunst einer
der legten Vertreter der griechischen und zugleich der Anfang der römischen
Art der Schlachtdarstellung ist.

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