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Andreae, Bernard
Studien zur römischen Grabkunst — Heidelberg, 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.15193#0038
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die advocati erkennen. Und dann würde auch erst das hohe Postament, auf dem die
sellae von Dispater und Aeracura stehen, ganz verständlich. Es könnte das tribunal
sein, die Bühne für den iudex. Wie weit diese Vermutungen stichhaltig sind, kann
allerdings nur ein Rechtshistoriker entscheiden. Wir wollen diese Gedanken hier
nur zur Diskussion stellen155.

2. Die drei höchsten Götter

Die Vorstellung des Totengerichts ist jedoch nicht der einzige mit dieser Dar-
stellung des unterirdischen Herrscherpaares verbundene Gedanke. In den beiden
| Ädikulen zu Seiten des Mittelfeldes sehen wir nämlich je einen aufrecht stehenden
| Gott, links Jupiter (Taf. 6), auf sein Szepter gestützt, das Blitzbündel in der Hand,
den Adler zu seinen Füßen, rechts (Taf. 7), mit einem Delphin in der Rechten und
einem Seeungeheuer neben sich, Neptun. Vor beiden Göttern stehen Altäre, auf
jdenen Opfergaben brennen. Hinter den Göttern befinden sich schwere, fest ver-
schlossene Flügeltüren, die mit Gorgonenhäuptern gräßlich geschmückt sind.

Es befremdet uns nicht, daß Her die drei Söhne des Kronos, Zeus, Poseidon
I und Hades, nebeneinander erscheinen; berichtet doch schon Homer150, daß diese
I drei Brüder sich die Welt untereinander geteilt hatten. Aber obgleich Homer hier
deutlich spricht, läßt sich merkwürdigerweise, soweit ich sehe, ein so prononciertes
Nebeneinander dieser drei Gottheiten auf den antiken Denkmälern sonst nicht nach-
| weisen157. Hades gehörte auch nicht in den Kreis der zwölf Götter, und der Versuch
7 \ Piatons158, ihn anstelle von Hermes in ihren Kreis einzuführen, indem er je drei
Söhne und drei Töchter des Kronos und des Zeus zusammenstellte, ist als schemati-
sierende Theologie anzusehen, nicht als Religion159. Die Vorstellung, nach der die
| drei Götter Jupiter, Neptun und Pluto zu einer Trias zusammengefaßt sind, in der,
wie es einem Grabdenkmal zukommt, der Unterweltsgott dominiert, stammt nicht

begegnen. Vgl. auch die Unterweltsara Vatikan, Gall. dei Candelabri: Lippold, Vat. Kat.
III 2 (1956) 331 f. Taf. Höf.

165 Vgl. Th. Mommsen, Römisches Strafrecht (1899) 352 ff.

156 Horn. II. 15, 187 ff.

157 Die Deutung des dritten bärtigen Gottes neben Zeus mit dem Blitz und Poseidon
mit dem Dreizack auf der Xenoklesschale in London: Hoppin, Hb. Bf. (1924) 421. A. B.
Cook, Zeus II (1925) 788. CVA. Great Britain 71, Brit. Mus. III He Taf. 13, 1. L. Farnell,
Cults of the Greek States III (1907) 287. Beazley, ABV. (1956) 184. Schauenburg a. O.
48 Anm. 3 als Hades hat Beazley a. O. 184 mit einem Fragezeichen versehen. Auf einer sf.
Amphora im Vatikan: Mus. Etr. Gregor. II (1842) B Taf. 21, 1 und auf einem Relief
im Pal. del Drago in Rom: G. Becatti, Problemi Fidiaci (1952) Taf. 8, 21 finden wir Hades
neben Zeus und Poseidon in einer Götterversammlung. Auf einer tegula mammata aus
Urbisaglia: Schmidt, Bdl. 1879, 44. Cook, Zeus II 803ff. Abb. 770 erscheint Jupiter Jutor
mit dem Blitz und Dreizack in der Linken, dem Zweizack in der Rechten und einem Delphin
zur Seite, eine Vereinigung der drei Götter Jupiter, Neptun und Pluto auf eine Person.

158 Plat. nom. 745 B. 828 B. E. 848 D.

159 Roscher, ML. VI (1924/37) 840f. s. v. Zwölfgötter (Weinreich).
 
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