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Andreae, Bernard
Odysseus: Archäologie des europäischen Menschenbildes — Frankfurt a.M., 1982

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https://doi.org/10.11588/diglit.15161#0041
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Hakenmäander Stufenmäander
des Patroklos, die nicht so sehr zum Wendepunkt des Geschehens wird
als vielmehr der Zorn des Achill. Über den Tod des Patroklos hinausrei-
chend, schlägt dieser unbändige Zorn von den Griechen auf die Trojaner
und von Agamemnon auf Hektor um.

Das Gliederungselement der Ilias, die in gradliniger zeitlicher Folge
aufgebaut ist, sind die von verschiedenartigen Handlungsteilen unter-
brochenen oder besser gerahmten Aristien, das heißt Schlachtszenen, in
denen sich jeweils andere Helden hervortun35. Das mit diesen Elemen-
ten durchgeführte Kompositionsprinzip könnte man ebenfalls als ein
verklammerndes bezeichnen. Jedenfalls handelt es sich nicht um eine
einfache additive Reihung, genausowenig wie die Streifen auf der Vase
einfach gereiht sind. Vielmehr gibt es in der Ilias Handlungsscharnie-
re, welche die in sich abgeschlossenen Aristien zu notwendigen Elemen-
ten des Handlungsaufbaus machen, der, als Hektor erschlagen und Pa-
troklos bestattet ist, mit einem Verlöschen des Zorns des Achill auf Ge-
heiß der Götter endet.

Die strukturelle Analogie zwischen der Ilias und einer geometrischen
Großkomposition wie derjenigen der Amphora 804 läßt deutlicher als
ein Vergleich des erzählten Geschehens mit den silhouettenhaften Bil-
dern der Vase die Gleichartigkeit der Weltsicht hervortreten.

Ist nun die Struktur der Odyssee gegenüber der Ilias so andersartig,
daß man in ihr eine neue, zeitlich spätere Sehweise erkennen könnte?
Diese Frage soll hier mit archäologischen Mitteln durch einen Struktur-
vergleich zwischen der Odyssee und der orientalisierenden Kunst ange-
gangen werden, welche die geometrische Kunst ablöst.

Es gehört zu den faszinierenden Erkenntnisvorgängen der Kunstar-
chäologie zu verfolgen, was im Verlauf der sogenannten orientalisieren-
den Zeit aus den sich kreuzenden Zickzacklinien und den Mäandermoti-
ven geometrischer Zeit wird.

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