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Apfelstedt, Heinrich Friedrich Theodor [Hrsg.]; Fürstlich-Schwarzburgischer Alterthumsverein [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Fürstenthums Schwarzburg-Sondershausen (Band 1): Die Unterherrschaft — Sondershausen, 1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.19416#0021
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10

Einleitung.

15 500 Hektare einnehmen. — Zu dem Anbau der Feldfrüchte kam später auch der
von Farbekräutern, namentlich von Waid, von dessen Anbau noch an mehreren
Orten vorhandene Waidmühlensteine, wie auch Namen von Plätzen und Flurtheilen,
als: Waidrasen, Waidhof, über der Waidmühle etc. zeugen. Von dem Anbau
des Saffrans hat ein Feld bei Ebeleben den Namen Saffransgebreite.

Vielleicht noch vor dem Anbau der Farbekräuter wandte man sich an einigen
Orten der Cultur des Weinbaues zu und betrieb denselben in einer grösseren Ausdehnung,
als man es nach der Lage und dem Klima der betr. Gegend erwarten sollte. Die
grösste Strecke Weinberge und Weingärten befand sich am Abhänge der nördlich von
Greussen, Clingen und Westgreussen gelegenen Abdachung der Hainleite, und
der Stadtflecken Clingen bildete den Hauptort und den Mittelpunkt des Weinbau-
betriebs. Die gräfliche, nachmals fürstliche Domaine daselbst, welche eine ziemlich
grosse Strecke von Weinbergen besass, betrieb selbst den Weinbau sehr eifrig und
liess ein besonderes Gebäude zur Aufnahme einer Kelter und aller dabei nöthigen Uten-
silien errichten. —

Solcher Weingärten werden urkundlich auch in ßoledehusen (Röllhausen,
einer Wüstung östlich von Greussen), Wasserthaleben, Ebeleben u. a. 0. erwähnt.
— Im Jahre 1846 wurden die letzten Weinberge bei Clingen ausgerottet und in Acker-
land verwandelt. —

Dass die Bewohner der Unterherrschaft neben dem Ackerbau mit seinen ver-
schiedenen Zweigen schon frühzeitig auch Gewerbe betrieben, ist selbstverständlich;
aber als ein rühmliches Zeichen ihrer Gewerbthätigkeit ist hervorzuheben, dass sie sich
nicht damit begnügten, die zum Leben nothwendigsten Gegenstände herstellen zu können,
sondern sich, namentlich vom Ende des sechzehnten Jahrhunderts an und vorzugsweise
in den Städten Sondershausen, Greussen und Grossenehrich, Erwerbszweigen
zuwandten, die man in so früher Zeit und an so kleinen Orten, wie jene Städte damals
noch waren, im ganzen Umkreise nicht fand, und durch welche sie in Verbindung mit
der durch Handel, Kunst und Gewerbe blühenden Stadt Nürnberg traten. Von jener
Zeit an finden wir in den betr. Städten: Tuch- und Zeugmacher, Borten-, Tripp-,
Satin-, Barchent- und Teppichweber, Wollkämmer und Färber, Hutmacher
und Posamentierer, Seifensieder und Lohgerber, Conditoren, Maler u. s. w. —
Von der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts an ging jedoch der Betrieb mehrerer dieser
Gewerbe allmählich immer mehr zurück, ja manche erloschen ganz, da man nicht mehr
mit denen concurriren konnte, welche durch Anschaffung von Maschinen und anderer
Betriebsmittel billigere Waaren zu liefern vermochten. Am meisten verlor dadurch die
kleinste unserer Städte, Grossenehrich, die vorher in einzelnen Zweigen die beiden
anderen sogar überflügelt hatte, und, wahrscheinlich durch seine von den neuen Verkehrs-
strassen etwas enfernte Lage, sich nicht wieder gehoben hat, während dies bei Sonders-
hausen und namentlich bei Greussen durch eine ungemein rege Handelsthätigkeit
und den eifrigen Betrieb der ihnen verbliebenen Gewerbe der Fall war und ist.
 
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