Wasserthaleben.
99
Wasserthaleben,
Pfarrkirchdorf mit 539 Einw., Altgau, mit einer fürstlichen Domaine, 17,7 km süd-
östlich von Sondershausen, liegt in einem Thalkessel, der von Norden her durch die
Abdachung der Hainleite und von Süden her durch die des Hornberges gebildet wird,
und am linken Ufer der Hei he, sowie an der Kordhausen-Erfurter Eisenhahn, welche
hier eine Station hat.
Urkundliche Namensformen: Diejenigen Namen, welche Wasserthaleben mit
zwei andern schwarzburgischen Orten, dem sondershäusischen Holzthaleben und dem
rudolstädtischen Steinthalehen, einst gemeinsam hatte, sind: Talaheim, Talheym,
Talheim, Thalheim, Thalheimb; unser Ort ist gemeint, wo er 1247 Dalem ge-
schrieben wird in der Urkunde, durch welche Pabst Innocenz IV. dem Kloster Ilfeld
Besitzungen daselbst bestätigt, und 1417, wo es mit Talheym bei Greussen be-
zeichnet wird; nachmals wird es meistens Wasserthaleben geschrieben, wohl im
Gegensatze zu dem wasserlosen Talheym (Holzthaleben).
Die Kirche St. Johannis, sedes Greussen, wurde 1590 erbaut, wie aus der —
jetzt aber fast verwitterten — Inschrift über dem südlichen Eingange zur Kirche zu
entnehmen ist, und ist an ihrem Standorte jedenfalls das erste Kirchengebäude.
Ausser dem Grabdenkmale eines Herrn von Windheim aus dem Jahre
1734, welches aus einem grossen Schiefersteine mit Zierathen von weissem Marmor
besteht und auf der Emporkirche aufgestellt ist, hat die Kirche nichts Interessantes
aufzuweisen.
Von den drei Kirchenglocken mit 1,10, — 0,93 und 0,74 m Durchmesser
wurden die grosse und die kleine 1885 von Gebr. Ulrich zu Apolda, die mittlere 1810
von Braun zu Wasserthaleben gegossen. — Bis zu Anfang des Jahres 1885 hatte die
Kirche nur zwei Kirchenglocken; in demselben Jahre stiftete jedoch die Gemeinde zu
den beiden grösseren eine kleine. Beim Pestgeläute zur Einweihung der letztern
stürzte die grosse aus der sog. Pfanne, blieb zwar zum Glück auf dem starken Ge-
bälk der Glockenstube hängen, verlor aber die Krone, so dass sie umgegossen
werden musste.
Das erste gottesdienstliche Gebäude für den Ort war die Capelle Unserer
Lieben Erauen, welche aber nicht in dem jetzigen Dorfe, sondern südlich davon
auf einer Anhöhe am rechten Ufer der Helbe, der Kirchberg genannt, lag und zu
dem auf derselben Anhöhe gelegenen Kloster Sorge gehörte. Dieser Capelle wird
noch 1583 bei einem Vergleiche gedacht, welcher zwischen der Gemeinde und den Ge-
brüdern Georg und Anton von Werth er dort „wegen der strittigen Capelle und
der Beiträge zum Kirchenbau" stattfand. Seitdem fehlt jede Nachricht über die betr.
Capelle, aber die Stelle, wo sie gestanden, sowie die Ummauerung des Gottesackers
Messen sich bis vor wenigen Jahrzehnten noch genau erkennen; auf dem letztern
standen bis dahin sogar noch mehrere Leichensteine.
Was jedoch das erwähnte Kloster Sorge betrifft, so hat man weder von der
Zeit seiner Gründung, noch seines Untergangs irgend eine bestimmte Kunde; in dem
Lehnsbuche des fürstlichen Landesarchivs zu Sondershausen von 1417 bis 1438 wird
es bereits als Wüstung bezeichnet.
Auf demselben Berge, auf dem das erwähnte Kloster lag, befand sich ursprüng-
lich auch das Dörfchen Talheim, welches nur aus neun Häusern bestand, und dessen
7*
99
Wasserthaleben,
Pfarrkirchdorf mit 539 Einw., Altgau, mit einer fürstlichen Domaine, 17,7 km süd-
östlich von Sondershausen, liegt in einem Thalkessel, der von Norden her durch die
Abdachung der Hainleite und von Süden her durch die des Hornberges gebildet wird,
und am linken Ufer der Hei he, sowie an der Kordhausen-Erfurter Eisenhahn, welche
hier eine Station hat.
Urkundliche Namensformen: Diejenigen Namen, welche Wasserthaleben mit
zwei andern schwarzburgischen Orten, dem sondershäusischen Holzthaleben und dem
rudolstädtischen Steinthalehen, einst gemeinsam hatte, sind: Talaheim, Talheym,
Talheim, Thalheim, Thalheimb; unser Ort ist gemeint, wo er 1247 Dalem ge-
schrieben wird in der Urkunde, durch welche Pabst Innocenz IV. dem Kloster Ilfeld
Besitzungen daselbst bestätigt, und 1417, wo es mit Talheym bei Greussen be-
zeichnet wird; nachmals wird es meistens Wasserthaleben geschrieben, wohl im
Gegensatze zu dem wasserlosen Talheym (Holzthaleben).
Die Kirche St. Johannis, sedes Greussen, wurde 1590 erbaut, wie aus der —
jetzt aber fast verwitterten — Inschrift über dem südlichen Eingange zur Kirche zu
entnehmen ist, und ist an ihrem Standorte jedenfalls das erste Kirchengebäude.
Ausser dem Grabdenkmale eines Herrn von Windheim aus dem Jahre
1734, welches aus einem grossen Schiefersteine mit Zierathen von weissem Marmor
besteht und auf der Emporkirche aufgestellt ist, hat die Kirche nichts Interessantes
aufzuweisen.
Von den drei Kirchenglocken mit 1,10, — 0,93 und 0,74 m Durchmesser
wurden die grosse und die kleine 1885 von Gebr. Ulrich zu Apolda, die mittlere 1810
von Braun zu Wasserthaleben gegossen. — Bis zu Anfang des Jahres 1885 hatte die
Kirche nur zwei Kirchenglocken; in demselben Jahre stiftete jedoch die Gemeinde zu
den beiden grösseren eine kleine. Beim Pestgeläute zur Einweihung der letztern
stürzte die grosse aus der sog. Pfanne, blieb zwar zum Glück auf dem starken Ge-
bälk der Glockenstube hängen, verlor aber die Krone, so dass sie umgegossen
werden musste.
Das erste gottesdienstliche Gebäude für den Ort war die Capelle Unserer
Lieben Erauen, welche aber nicht in dem jetzigen Dorfe, sondern südlich davon
auf einer Anhöhe am rechten Ufer der Helbe, der Kirchberg genannt, lag und zu
dem auf derselben Anhöhe gelegenen Kloster Sorge gehörte. Dieser Capelle wird
noch 1583 bei einem Vergleiche gedacht, welcher zwischen der Gemeinde und den Ge-
brüdern Georg und Anton von Werth er dort „wegen der strittigen Capelle und
der Beiträge zum Kirchenbau" stattfand. Seitdem fehlt jede Nachricht über die betr.
Capelle, aber die Stelle, wo sie gestanden, sowie die Ummauerung des Gottesackers
Messen sich bis vor wenigen Jahrzehnten noch genau erkennen; auf dem letztern
standen bis dahin sogar noch mehrere Leichensteine.
Was jedoch das erwähnte Kloster Sorge betrifft, so hat man weder von der
Zeit seiner Gründung, noch seines Untergangs irgend eine bestimmte Kunde; in dem
Lehnsbuche des fürstlichen Landesarchivs zu Sondershausen von 1417 bis 1438 wird
es bereits als Wüstung bezeichnet.
Auf demselben Berge, auf dem das erwähnte Kloster lag, befand sich ursprüng-
lich auch das Dörfchen Talheim, welches nur aus neun Häusern bestand, und dessen
7*