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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 9.1885

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Schuchhardt, Carl: Die römischen Grenzwälle in der Dobrugea
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https://doi.org/10.11588/diglit.12270#0116
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stattlicher Grösse und sorgfältig in rechten Winkeln behauen. Sie
haben meistens eine flache Gestalt, indem ihre Dicke etwa die
Hälfte der Breite beträgt. Die Fläche selbst aber zeigt ungefähr
Briefbogenform, mit einer Länge von 50 — 80, ja oft 100 Ctm. Das
Material ist ein harter, grauer Kalkstein, wie er bei Omurgea
und Murfatlar an den Abhängen der südlichen Höhenzüge zu Tage
tritt. Von Mörtel sah ich nirgends eine Spur. Die noch nicht aus-
gehobenen Blöcke lagen auf ihrer flachen Seite und fanden sich
nur auf etwa 3 Meter Breite im Mittelstrich des Walles, nicht unter
den Seitenhängen. Dieser Umstand sowie die regelmässige Form
der Steine lässt darauf schliessen, dass dieselben nicht zur blossen
Fütterung oder Verkleidung des Erdaufwurfes dienten, sondern auf
dessen Höhe eine freistehende Mauer bildeten, ähnlich der Teufels-
mauer in Baiern, nur dass diese auf ebenem Boden steht und auch
keinen Graben vor sich hat. Dass das ganze reiche Material einer
solchen Anlage bis auf so kärgliche Reste verschwunden ist, kann
nicht Wunder nehmen, wenn man sieht, zu welchen tausenderlei
Zwecken die Steine noch in unseren Tagen verwandt sind und ver-
wandt werden. Ganze Dörfer sind davon gebaut worden: Hasangea,
Omurgea, Murfatlar, Alakap; in allen Häusermauern, in jedem
Schweinestall erkennt man dort die unverkennbaren Wallquadern,
auf allen türkischen Kirchhöfen wimmeln sie, die Eisenbahn ver-
dankt ihnen ihren sichern Weg, und was nach alledem noch über-
schüssig ist, kommt in den Handel: bei Hasangea sah ich neben
der Bahn mehrere hundert Schritt lang Steine aufgeschichtet, die
für Küstenge bestimmt waren und von da weiter expediert werden
sollten.

Nachdem der Wall mit schwacher nördlicher Wendung wieder
in das Thal herabgestiegen ist, schneidet er zwischen Hasangea
und Omurgea die Bahn, und, während diese noch dicht neben ihm
entlang läuft, hebt sich hinter ihm ein viereckiger Raum aus dem
Terrain heraus, den die Bahn durchschneidet und den man nach
seiner Grösse — er ist 180 M. lang — gern für ein Lager ansehen
möchte. Aber eine Sonderbarkeit macht die Sache zweifelhaft: es
sind keine eigentlichen Wälle sichtbar, sondern das ganze Viereck
liegt 40—50 Ctm. höher als die Felder umher.

Etwas weiter befindet sich links vom Wall ein türkischer
Kirchhof, auf dem ich eine wohlerhaltene griechische Inschrift ent-
deckte. Ein G. Pontios Likinnianos setzt seinen Brüdern G. Pontios
Phoibianos und G. Pontios Markianos ein Denkmai.
 
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