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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 10.1886

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Mommsen, Theodor: Zu Domaszewski's Abhandlung über die römischen Fahnen
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https://doi.org/10.11588/diglit.12271#0012
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wie die Manipulare ihre Standarte. Aber war es nicht taktisch
von Wichtigkeit, den Standort des Befehlshabers der Legion und
überhaupt des Corps in einer Weise zu markiren, die doch immer
weit mehr in Sicht war als die persönlichen Abzeichen der Offi-
ziere? Die Meldungen an die commandirenden Legionstribune oder
den Legionslegaten wurden wesentlich erleichtert, wenn die Ordon-
nanzen sicher waren sie da zu finden , wo der Adlerträger stand.
Mir scheint vielmehr gerade im Gegentheil zwischen Corpsführern
und Feldzeichen ein correlates Verhältniss zu bestehen: keinem
Abtheilungsführer fehlt ein entsprechendes Feldzeichen, und umge-
kehrt findet da, wo eine taktische Einheit ohne eigenen Führer ist,
dies in dem Mangel des Feldzeichens seinen Ausdruck. Es wird
angemessen sein, diesen Satz in einigen Einzelheiten näher zu be-
legen.

1. Vor allem erklärt sich hieraus die Bezeichnung des Detache-
ments als vexillatio1): jede zeitweilig aus einem Corps herausgenom-
mene und bis weiter unter einen Sonderführer gestellte Truppe er-
hält nothwendig für die Zeit ihres Bestehens ihr Feldzeichen, das
vexillurn.

2. Eine der wichtigsten Nachweisungen, die wir Domaszewski
verdanken, ist die Beseitigung der Feldzeichen der Legionar-
cohorten2). Ihre Erklärung findet sie darin, dass die Legions-
cohorte keinen eigenen Commandanten hatte.

3. Umgekehrt verhält es sich mit den übrigen Cohorten und
den Alen. Unbestritten hatten ihre eigenen Feldzeichen die repu-
blikanischen Auxiliarcohorten3), sowie die Alen der Kaiserzeit4).
Auch dass die Prätorianer Cohortenstandarten gehabt haben, scheint

*) Die späterhin übliche Verwendung- des Wortes für die Reitertruppe ist
wahrscheinlich daraus hervorgegangen, dass die Auflösung der aus beiden Waffen
gemischten Corps, der Legionen und der cohortes equitatae, sich durch ständige
Detachirung der Reiterei vollzog. Ueberhaupt dürfte wohl nur darum das vexillurn
so besonders häufig bei der Reiterei vorkommen, weil diese besonders oft als de-
tachirte Truppe verwendet Avird.

2) S. 23; die gegentheilige Meinung vertritt Marquardt Staatsverw. 2, 439.
Die einzige Stelle, welche wirklich Schwierigkeit macht, Caesars Worte bell. Gall.
2, 25: quartae coliortis omnibus centurionibus occisis signiferoque interfecto signo
amisso wird wohl dahin aufzufassen sein, dass xder Ton auf den Schlussworten
liegt und allerdings der Verlust eines der drei Feldzeichen nach dem Fall des
Trägers noch schwerer ins Gewicht fallen mochte, als der Fall aller Rottenführer.

3) Marquardt S. 398 A. 1; Domaszewski S. 17 A. 2.

4) Tacitus hist. 2, 89; Domaszewski S. 71.
 
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