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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 10.1886

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Domaszewski, Alfred von; Hauser, Alois; Schneider, Robert von: Ausgrabungen in Carnuntum, [6]: 1885
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https://doi.org/10.11588/diglit.12271#0046
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Mauern entsprechen, wurde der Beton eingegossen und festgestampft.
Heute, nachdem dieses Holzgerüste bis auf wenige Reste ver-
schwunden ist; sieht man aber noch deutlich sowohl die Nuten oder
Vertiefungen, an deren Stelle die Balken und Streben standen, wie
auch die durch das Einquellen des Betons in die Bretterfugen ent-
standenen horizontalen Linien. Diese Construction, welche zum
ersten Male hier in Carnuntum an einem Bauwerke nachgewiesen
wird, dient als neuerlicher Beleg dafür, wie die Römer ihre bau-
technischen Proceduren von Italien bis nach den äussersten Grenzen
des weiten Reiches übertrugen, denn genau dieselbe Technik finden
wir an römischen Substructionen in Rom zur Ausführung gebracht*).

Zunächst des Mauerviereckes wurde an der Südseite desselben
eine aus festgestampftem Schotter gebildete Böschung blossgelegt,
über deren Bestimmung ich keine Vermuthung ausspreche, wie es
auch nicht möglich ist, über den weiteren Aufbau des Thurmes
einen Schluss zu ziehen, da neben Pfeilspitzen und einem Inschrift-
fragmente (oben S. 31 n. 20) nicht das geringste Fragment eines Werk-
stückes dieses Aufbaues gefunden wurde. Die ganze Form des Bau-
restes aber und die isolirteLage desselben ausserhalb des Lagers lassen
einerseits vermuthen, dass wir es mit einem festgemauerten Wacht-
thurme zu thun haben, und stellen andererseits die Aufgabe, zu er-
forschen, ob dieser Thurm nicht einer ganzen Kette solcher Wacht-
thürme angehört habe und was von Resten derselben noch erhalten ist.

Mittheilungen einheimischer Bauern über Funde in früheren
Jahren ermunterten mich, noch an einer dritten Stelle eine Son-
dirung vorzunehmen. Es war dies auf den Aeckern der Herren
Wimmer und Krems, ebenfalls südwestlich des Lagers und von
diesem 350 Meter entfernt. Die Grabungen führten hier auf ein, wie
es scheint, sehr ausgedehntes Gräberfeld. Wir stiessen zuerst auf
einen mit Mauern umgebenen rechteckigen Raum von 6*8 zu 8"1 M.
Grösse und darin auf vier Sarkophage. Von diesen lagen zwei,
ein ganzer und ein zur Hälfte gebrochener, auf tieferem Niveau
als die beiden übrigen. Der eine der letzteren war aus Ziegeln
aufgebaut und mit Dachziegeln abgedeckt. In dem tiefer liegenden,
gut erhaltenen Sarkophage von einfacher Form wurde neben Knochen
ein doppeltkegelförmiges Zinngefäss und ein hübsches Glasfläschchen
gefunden. Im weiteren Verfolge der Grabung stiessen wir auf einen
zweiten rechteckig ummauerten Raum und auf eine Anzahl ganz

) A. Choisy, L'art de batir chez les Romains. Paris 1873, pag. 16, Fig. 2.
 
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