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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 15.1892

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Premerstein, Anton von: Inschriften aus Poetovio
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https://doi.org/10.11588/diglit.12272#0140

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Unter - Haidin etwa 200 Schritt näher gegen die Ortschaft, auf dem
Acker des Landmanns Georg Strafella, gefunden wurde. Unser Veteran,
der mit 40 Jahren gestorben ist, wird wohl kurz vorher nach Ablauf
der gesetzlichen Dienstzeit von 20 Jahren seine Entlassung erhalten
haben. Dass sich sein Grabmal am Garnisonsorte seiner Legion be-
fand, legt die Annahme nahe, dass er noch bei seiner Legion verweilte,
und ist wohl mit der taciteischen Schilderung der in den pannonisehen
Lagern zur Zeit des Augustus (und wohl auch noch später) herrschen-
den Zustände in Verbindung zu bringen; vgl. namentlich Tac. ann.
1,17 ne dimissis quidem finem esse militiae, sed aput vexillum tendentes
alio vocabulo eosdem labores perferre u. s. w. — Der Namenscomplex
C. Cassius Celer steht nicht vereinzelt da; so werden wir den triumvir
monetalis C. Cassius C. f. Celer, dessen Name wiederholt auf Münzen
aus der Zeit des Augustus um das Jahr 739/15 vorkommt (vgl. E. Babelon
monn. de la rep. rom. I S. 337 f. n. 22 — 24, dieselben II S. 90 f.
n. 287 — 289), mit Wahrscheinlichkeit für einen entfernten älteren
Verwandten des Veteranen ansprechen können, ebenso auch den L.
Cassius Celer einer Inschrift aus Balsa in Lusitanien (Eph. epigr. IV
S. 6 n. 1). Ein näheres Verwandtschaftsverhältnis ergibt sich wohl
aus C. I. L. X 3557 ,prope Misenum': C. Cassio Celeri milit(i) ex
classe praetoria Misenense Tyche lib(erta) patröno bene merenti. Ich
möchte glauben, dass die Freigelassene Tyche dieser augenscheinlich
jüngeren Inschrift mit der auf dem neugefundenen Denkmal erwähnten
Tuce l(iberta) (Z. 7) identisch und der Flottensoldat C. Cassius ein Sohn
des Veteranen gewesen sei; als solcher konnte er von der Freigelassenen
seines Vaters sehr wohl als patronus bezeichnet werden. — Die Kürzung
Cre(mona), für welche sonst regelmäßig Crem(ona) steht, wird sich
wohl aus Raummangel erklären. — Über die Aniesis als Tribus von
Cremona sieh Kubitschek Imperium Romanum tributim discriptum S.
110. 268; das voll ausgeschriebene Aniesis reiht sich an die von
Kubitschek in diesen Mith. XIV S. 139 f. behandelten Fälle an.

2) Tafel aus Bacherer Marmor, in drei Stücke zerschlagen, mit
einem erhöhten Rand sammt Leiste versehen, der unten fehlt; größte
Höhe 0-79, br. Ml, dick 0*08. Das um 0-025 vertiefte Inschriftfeld ist
unten durch den Wegfall des Randes etwas beschädigt, die Inschrift
selbst dagegen unversehrt; gr. H. 0"665, Br. 0*835. Die schön geformten
und fein geschnittenen Buchstaben, welche dem Ende des ersten, späte-
stens dem Anfange des zweiten Jahrhundertes angehören, sind hoch Z. 1
0-095, Z. 2 0-067, Z. 3 0*056, Z. 4 0-55, Z. 5 0-048, Z. 6 0*63. Die
Spuren der vom Steinmetz vorgerissenen Linien sind auch hier deutlich
erkennbar. Gefunden bei den Ausgrabungen am 3. October 1891 in
unmittelbarer Nähe der vorhergehenden Inschrift des C. Cassius Celer,
 
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