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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 17.1894

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Bauer, Adolf: Zum dalmatisch-pannonischen Krieg: 6-9 n. Chr.
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https://doi.org/10.11588/diglit.12276#0160

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I

147

herr seine Schuldigkeit nicht. Aber in Wahrheit scheint doch der
Commandant des Heeres in Illyricurn die Situation richtiger beurtheilt
zu haben als seine Widersacher in Rom. Tiberius hat auch die aller-
dings zweifelhafte Genugthuung gehabt, dass man nach dem Ende des
dritten Kriegsjahres abermals genöthigt war, seine bewährte Kraft in
Anspruch zu nehmen.7;

Diese Gegensätze der militärischen Anschauungen wie der Personen
und ihres Anhanges, die in den Jahren 6—9 zuerst greifbar zutage treten
und die auch in dem Werke des Vellerns einerseits und bei dem von Dio
benutzten Annalisten andererseit deutlich zum Ausdruck kommen, haben
sich auch später noch geltend gemacht. Sic haben den Tiberius als Prineeps
scldiesslich genöthigt, Germanicus nach mehrjähriger erfolgloser Krieg-
führung in Deutschland von dort abzuberufen, da er den jugendlichen
Feldherrn nicht zu einer defensiven Haltung am Rhein zu bestimmen
vermochte, die Augustus und er selbst seit dem Jahre 9 im Interesse
des römischen Reiches für geboten hielten. Da er trotzdem den nutzlosen,
grosse Opfer erheischenden Unternehmungen des Germanicus, seinen
fortgesetzten Eroberungszügen ins Innere Deutschlands sich lange nicht
widersetzt hat, so erkennt man deutlich, wie ängstlich Tiberius bemüht
war. seinem Neffen, der noch von Augustus nach Deutschland geschickt
worden war, keine Hindernisse in den Weg zu legen, und dass er selbst
den Schein einer Feindseligkeit eregen ihn nicht aufkommen lassen
wollte. Der Befehl, der Germanicus nöthigte nach Rom zu kommen,
war in den verbindlichsten Formen abgefasst und traf erst ein, als es
höchste Zeit geworden war, der für den Bestand der Rheinarmee und
für die finanzielle Leistungsfälligkeit des römischen Reiches, in erster
Linie der benachbarten Provinz Gallien, gleich verhängnisvollen Krieg-
führung des Germanicus Einhalt zu thun.

Ich habe früher bemerkt, dass der topographische Theil der Er-
zählung des Vellerns über den Krieg der Jahre 6—9 nicht errathen
lässt. dass sie ein Militär geschrieben hat, der in hoher Stellung den
Kampf mitgemacht hat. In einem Punkte gibt seine Darstellung aber
doch wieder den Tiberius aufs höchste bewundernden und ihm ergebenen
Kriegsmann zu erkennen.

Die Feldherrneigenschaften des Germanicus weiden recht ungünstig
beurtheilt. Wie II 116 der Prinz bloss nachträglich als verwendbarer
A'orhutscommand;int in dem dalmatischen Gebirgskrieg erwähnt wird,
so hat Vellerns II 125 die prisca antiquaque severitas des Drusus in
Pannonien im Gegensatz zu der Nachgiebigkeit, die Germanicus während

~) Dies hat Ed. Meyer a. a. 0. S. 31 ebenfalls betont.
 
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