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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 18.1895

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Bauer, Adolf: Die Anfänge österreichischer Geschichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.12277#0152
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wurden und nun zur Strafe die Häupter ihrer Anführer unter dem
Beile fielen, — diese Phrasen können, wenn sie überhaupt dem Livius
entlehnt sind, nur einer jüngeren, den Gesandtenmord übertreibenden
Annalendarstellung entstammen, die Livius als Variante neben dem
Hauptbericht angeführt hatte. Sie für blosse Rhetorik des Florus zu
halten und die Erwähnung dieser Übertreibungen dem Livius abzu-
sprechen, verbietet jedoch der Bericht des Orosius, in dem, irrthümlich
zum Jahre 236 v. Chr., ebenfalls gemeldet wird, dass beide Gesandten
von den Illyriern getödtet worden seien. Derselbe die begangenen
Greuel vergröbernde Annalenbericht liegt endlich auch bei Plinius
(n. h. XXXIV 24) vor; hier heissen die beiden ermordeten Gesandten
Publius Junius und Tiberius Coruncanius.

Bei Beurtheilung des Berichtes des Appian, zu dem ich mich nun-
mehr wende, muss damit gerechnet werden, dass dieser Schriftsteller
Polybios gekannt hat. Appian erzählt, dass, Agron, der König der
ülyrier, Epciros, Korkyra, Epidamnos und Pharos besetzt hielt. Da er
nun Miene machte, noch weitere Eroberungen im ionischen Meere zu
unternehmen, wandten sich die Bewohner von Lissa an die Börner um Hilfe.
Gemeinsam schicken die Römer und Issaeer eine Gesandtschaft an
Agron. Noch auf der Fahrt zu ihm werden sie von illyrischen See-
räubern überfallen, der Gesandte der Issaeer Kleemporos10) und der
römische Gesandte Coruncanius werden getödtet, die übrigen entkommen.
Hierauf ziehen die Römer gegen die Illyrier zu Felde. Agron stirbt mit
Hinterlassung eines Knaben Pinnes und macht dessen Stiefmutter zur
Vormünderin. Demetrios, der ausser über Lesina auch über Korfu gebot,
übergibt verrätherisch beide Inseln den herannahenden Römern, die
Illyrier geben alle Angriffe auf und fliehen, die Atintanen schliessen
sich den Römern an.11) Agrons Frau sendet Gesandte mit den Gefan-
genen und Überläufern nach Rom und bittet um Nachsicht wegen des
Vergangenen, woran Agron und nicht sie Schuld trage. Die Römer unter-
nehmen geltend, dass Korkyra, Pharos, Issa und Epidamnos, sowie die
Atintanen ihnen bereits unterthan seien, erklären sich aber bereit, Pinnes
in der Herrschaft Agrons als ihren Freund anzuerkennen, wenn er die
genannten Orte in Ruhe lasse und verspreche, mit nicht mehr als zwei
unbewaffneten Kähnen über Lissos südwärts hinauszufahren. Die Königin
geht auf diese Bedingungen ein, Demetrios von Pharos wird über die
eroberten Gebiete als unter Klientel der Römer stehender Herrscher
gesetzt.

10) Kleemporos ist, wie aus Fick's Namenbuch ersichtlich ist, ein seltener Käme.
J1) Diese letzterwähnten Einzelheiten von Agrons Tode an stimmen genau
mit Polybios1 Darstellung überein.
 
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