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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 18.1895

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Bormann, Eugen: Funde von Carnuntum, [1]: das dritte Mithraeum
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https://doi.org/10.11588/diglit.12277#0195
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185

Angabe von Personen, die ihn kurz nach der Auffindung sahen, eine
in Relief ausgearbeitete patera; dieselbe ist aber während der Restau-
rierungsarbeiten zerstört worden.

Unter den Figuren des Altars zeichnet sich die mittlere der
Vorderseite der gesammten Anlage wie den Körperdimensionen nach
vor allen aus. Sie ist kniend dargestellt und erreicht gleichwohl die
volle Höhe der stehenden Gestalten (0-92 in). Während die übrigen
beinahe als Rundfiguren herausgearbeitet sind und sozusagen nur an
dem Altarkasten lehnen, steckt diese Figur fast ganz in dem Kasten
drinnen: bloss das Haupt und das rechte Rein treten frei heraus.
Völlig nackt, kniet sie mit dem linken Reine auf einem niederen recht-
eckigen Schemel, das vorgestellte rechte ruht mit platter Sohle auf
dem Roden. Unterleib und Brust sind nach innen gezogen, der lang-
behaarte vollbärtige Kopf ist vorgestreckt, Arme und Hände werden
nicht sichtbar. Es ist die Stellung eines Mannes, der eine schwere
Last auf dem Kacken trägt; das nämliche Schema, wie es uns in der
Neapeler Statue des das Himmelsgewölbe stützenden Atlas begegnet.
Danach ist unsre Figur sicher richtig als Caelus bezeichnet worden.

Die Ähnlichkeit der Figur mit dem Atlas des Xeapler Museums ist,
irre ich nicht, nur äusserlich; indes dürfte die Richtigkeit der Benennung
sich hinlänglich sicher aus ähnlichen Personificationen des Himmels in
Bildwerken der römischen Kaiserzeit ergeben. Allerdings hatte man
keinen allgemein giltigen Typus für Caelus, und man musste dem Re-
griffe bald auf diese, bald auf jene Art zum Ausdrucke verhelfen.
Häufig wird der Sinn der Gestalt erst aus dem Zusammenhange deut-
lich, zumeist aus ihrer Gegenüberstellung mit der kindernährenden
Teilus. Auf dem Votivteller aus Aquileja (vgl. mein Album auserlesener
Gegenstände der Antiken-Sammlung, Wien 1895, Tafel XLV) ist Caelus
als Juppiter, mit Zepter, Blitz und Adler, verschleierten Hinterhauptes
gebildet, auf der Gemma Augustea (Album Tafel XLI) dagegen ohne
jegliches Attribut, einfach als bärtiger Greis. Zumeist wurde er durch
das bogenförmig über sein Haupt mit beiden Händen gehaltene Gewand,
eine Versinnliclmng des Himmelsgewölbes, gekennzeichnet, so auf der
Rüstung der Augustusstatue von Prima Porta, sowie auf einem vati-
kanischen Altar (R. Rochette monuments inedits Tafel LXIX 1). Diese
Rildwerke zeigen auf der Erde sich abspielende Vorgänge, und demnach
erscheint naturgemäss Caelus über den Figuren in halber Gestalt, wie
aus den Wolken ragend. Anders jedoch bei überirdischen Scenen, wie
auf einem Relieffragmente im königl. Museum zu Berlin (Reschreibung
der antiken Sculpturen Nr. 900), auf dem die Geburt des Dionysos aus

Archäologisch-epigraphisehe Mittheilungen XVI II, 2. 13
 
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