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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 18.1895

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Bormann, Eugen: Funde von Carnuntum, [1]: das dritte Mithraeum
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https://doi.org/10.11588/diglit.12277#0196
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Wie sie hier erscheint, ist sie völlig neu im Kreise des Mithrascultes;
doch wird die Deutung gesichert durch eine der Darstellungen auf der
bekannten Stele von Heddernheim (textes et mon. fig. 289; Westd. Z.
XIII Tafel I, 1 a, S. 96), wo sich in dem untern Bildfelde der linken
Seite die Himmelskugel mit dem blitztragenden Adler darüber und
der Unterschrift 'Celum' findet.

Die beiden rechts und links von Caelus stehenden Figuren sind
jugendlich gebildet und von einer gewissen Zierlichkeit der Bewegung.
Die Figur links steht in Vordersicht auf dem rechten Beine und hat
das linke leicht daneben gesetzt; das Haupt, kurzhaarig und mit einem
Kranze von Blumen, vielleicht Bosen, geziert, wendet sich in leiser
Neigung gegen Caelus. Der rechte Arm fehlt von der Schulter ab.
Er war erhoben, und die Hand scheint die Platte des Altars gestützt
zu haben. Vom linken Arm ist nur ein Stück des gesenkten oberen
Theiles erhalten. Eine Ansatzstelle unter der linken Hüfte deutet die
Lage der Hand an, die möglicherweise ein Attribut hielt.

Der Jüngling zur Beeilten des Caelus ist an Haltung und Gebärde
ganz analog dem vorigen, nur im Gegensinne, dargestellt. Das linke
Bein dient als Standbein, die linke Hand stützte die Altarplatte, die

dem Schenkel des Zcu? über dem kreisförmig gebauschten Gewand,
das ein bis zu den Knieen sichtbarer, aufwärts blickender und bärtiger
Mann in den Händen hält, dargestellt ist, oder auf einem Sarkophage
der Villa Medici mit der Darstellung des Parisurtheils (Bobert, Sarko-
phagreliefs II n. 11; vergl. Jahn in den Berichten der k. sächs. Ges.
der Wissensch. 1849 S. 63 f.), wo das Gewand des Caelus die thronende
Gestalt des Zeus trägt, oder auf einem anderen Sarkophage in Amalfi
(Gerhard, antike Bildwerke Taf. 1181, auf dem dieselbe Gruppe sich
wiederholt nur mit dem Unterschiede, dass Caelus diesmal nicht aus
Wolken, sondern aus dem Meere emportaucht und mit einer zackigen Krone
geschmückt ist. Andere Beispiele führt Jahn a. a. 0. an, der S. 66 die
Verschiedenheit dieser Personifikation und des rein mythischen Atlas
scharf hervorhebt. Ein ähnliches Figürchen des Caelus aus Bronze sah
ich 1880 im Museum zu Vienne: ganz im Charakter des Zeus gefasst,
kniet er, wie auf dem Altare von Carnuntum, nach Soldatenart, nur
mit dem linken Knie den Boden berührend. Er ist durch den bogen-
förmig über seinem Kopfe wehenden Mantel charakterisiert. Dieser
fehlt zwar der Figur am Altare von Carnuntum, und bei der Grösse der
Figuren, der Art ihrer Anordnung und der Baumfüllung Avar es
auch nicht möglich, ihn hier plastisch oder malerisch anzubringen.
Gleichwohl scheint mir nach den angeführten Analogien die Deutung
sicher zu sein. B. v. Schneider.
 
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