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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 29.1913

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Voepel, Otto: Was die Bayerische Gewerbeschau in München dem Architekten bietet
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https://doi.org/10.11588/diglit.27734#0013
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Richard Riemerfchmid, Rating llüttelfchiff in Halle I

in einzelne Abfchnitte teilen, die etrua den einzelnen Gruppen eines
. feftzuges als Rahmen dienen. Originell ift übrigens die Art, in
der diele fahnen hier für eine durchaus einwandfreie und wirk-
fame Reklame benutzt morden lind.

Wefenflieh andere Rufgaben wurden den Architekten geheilt,
in deren Hände die flusgeftaltung der einzelnen kleineren Räume
gelegt wurde. Hier galt es oor allem, den Charakter des Raumes
feinem Inhalt anzupaffen. Das ift z. B. in ganz heroarragendem
ITlafje gelungen in dem Raum für Damenkonfektion uon Theodor
Veil. Kühl, oornehm, feftlich und zugleich behaglich umfchmeichelt
der anale Raum den Befucher, lädt ihn zu gemächlichem Verweilen
und Betrachten ein. Ganz auf Helle, teichtigkeit und Durchfichtig-
keif geftimmt ift der Glasraum non Friedrich o. Schmidt,
oolkstümlich derber der Töpfermarkf non fldelberf Riemeyer,
während folide Cleganz den Raum der Goldfehmiede
non Rup. o. Rliller auszeichnet.

Ganz befonders gut gelungen fcheint mir der Raum
für eines der uolkstümlichften Gewerbe Bayerns: Der
Täpfermarkt in Halle II non Rdelbert Riemeyer, infofern
hier die forderung des Zurücktrefens der künftlerifchen
Indinidualität hinter die Aufgabe, der rein fachlichen
Anordnung des Ausftellungsgegenftandes und feines
harmonifchen Zufammenftimmens mit dem Hintergründe
uollkommen erfüllt ift. Bemerkenswert fchöne Räume
bieten noch Theodor Veil mit feinem entzückenden
kleinen ITlodelltheater zur Crprobung uon Koftümen;

Richard Berndl in den Ausftellungshallen der Kunft-
gewerbefchulen; 5ritj Heffemer im Saal für ITlufik-
inftrumente, Karl Jäger in der Gruppe der Kgl. Crz-
giefjerei. Cs ift natürlich ganz unmöglich, hier alles
Bemerkenswerte aufzuzählen, ebenfowenig, wie alle
Ramen derer genannt werden können, durch deren
Zufammenmirken erft diefes impofante Ganze gefchaffen
werden konnte; haben fich doch über 40 Architekten
und zahlreiche ITlaler und Bildhauer dabei mitfehöpferifeh

betätigt. Cs uerdient ganz befonders heruorgehoben zu werden,
dafj die Ausftellungsleitung fich bemühte, oor allem auch jüngere,
zum Teil noch weniger bekannte Künftler hinzuzuziehen, die hier
Gelegenheit fanden, ihr Können im Rahmen einer genau begrenzten,
grofje Selbftoerleugnung fordernden Aufgabe zu zeigen; unter
ftrengem Verzicht auf alle die Rütte! und Rüttelchen, mit denen
man früher monumentale Ausftellungsräume in Gips und Pappe
fchuf. überall ift nur mit folchem Rlaterial gearbeitet worden,
das feinen Charakter offen zeigen kann. Holzgerüffe, leichte Stoffe
und oor allem die farbige Räche find die faft ausfchliefjlich an-
gewendeten ITTittel zur Crzielung der geforderten Wirkungen.

Cine Ausnahme macht — leider — noch der „Repräfentations-
raum“! Gerade die oorzügliche Architektur oon Paul Cudwig Trooft
und ihre wahrhaft monumentale, feierliche Raumftimmung laffen

Adalbert Riemeyer, ITlünchen Töpfermarkt in Halle II

Architektonifche Rundfchauvl 913
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