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Klarheit der Erscheinung
einen sehr nachteiligen Ein-
fluß haben kann, sobald der
ausschlaggebende Anblick
nur von größerer Entfernung
geschehen kann. Die Rück-
sichtnahme gerade auf diesen
letzteren Punkt ist beson-
ders bei der Baukunst ge-
boten, bei deren Schöpfungen
neben dem Anblick aus der
Nähe sehr häufig auch mit
einem solchen von größerer
Entfernung aus gerechnet
werden muß.

Wenn wir den Grad der
Feinheit in der Gliederung

von Schöpfungen der Bau- Abb. 130. Verona, Loggia del Conzilio.

kunst der verschiedensten
Zeiten und Völker der Erde untereinander in Vergleich ziehen, so springen sofort
jedem unbefangenen Beobachter die großen maßstäblichen Differenzen in die Augen,
in denen der Gliederungsprozeß jeweils durchgeführt erscheint. Daß der Säulenwald
des ägyptischen Tempels zu Karnak (Abb, 127) maßstäblich sehr groß, das Erechtheion
auf der Akropolis zu Athen (Abb, 128) dagegen viel feiner auftritt, daß der kleine
römische Tempel zu Baalbek (Abb, 129) wieder größer gegliedert ist, der Palazzo der
Frührenaissance Italiens del Conzilio in Verona (Abb, 130) äußerst zierlich sich ausnimmt,
der Palazzo der Hochrenaissance P, Larderel
(Abb, 131) zu Florenz oder der Palazzo Lan-
freducci (Abb, 132) in Pisa maßstäblich wieder
größer wird und die Steigerung des Maßstabs
in der Spätrenaissance und im Barock wie am
Palazzo del Museo zu Rom (Abb, 133) oder an
der Loggia del Capitano zu Vicenca (Abb, 134)
oder am Palazzo Valmarana daselbst (Abb, 135)
wieder sehr stark zunimmt, daß die romanische
Kirche Maria Laach (Abb, 136) einen größeren
Gliederungsmaßstab innehält als der gotische Dom
zu Regensburg (Abb, 137), das zu beurteilen be-
darf es keiner besonderen Fachkenntnis, das kann
jedermann schon auf einen flüchtigen Blick hin
bejahen.

Der Maßstab der Untergliederung, sei er nun
groß oder klein durchgeführt, muß jedenfalls
innerhalb ein und desselben Objektes ein einheit-
licher sein, wenn anders die Wirkung des Werkes
ästhetisch voll befriedigen soll. Einheitlich bleibt
er aber, wenn die Unterteilung bis in die unter-
sten Stufen der Gliederung hinein nach sich gleich-
bleibenden Proportionen vollzogen ist, Wenn so
das Grundverhältnis des ganzen Aufbaues eines

Abb. 131. Florenz, Palazzo Lardarel.

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