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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 31.1914-1915

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Straumer, Heinrich: Die Berliner Großmarkthalle
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https://doi.org/10.11588/diglit.27701#0135
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Das künstlerische Ergebnis des Wettbewerbes ist unumstritten die Arbeit Hermann
Jansens, aber selbst ein Vergleich der Körteschen Arbeit mit den übrigen Wettbewerbs-
entwürfen erlaubt eine besondere Kritik des Preisgerichtsurteils.

Denn Cremer & Wolffenstein (Kennwort „Großhandel“) gliedern die Massen bei
weitem glücklicher wie Körte, indem hier die mittelste größere Halle zu dominierender
Wirkung gelangt, und somit eine Abstufung nach den beiden kleineren an den Enden
liegenden ermöglicht. Die Architektur ist auch in der Form bewußt daraufhin gearbeitet,
ebenso zeigt der Grundriß eine bewußte Bearbeitung zu guter Orientierung.

Auch bei dem Entwurf „Wagenburg“ von Koeppen dominiert die mittlere Halle und
die Behandlung der Massen läßt eine Idee zum Ausdruck kommen, die zweifellos etwas
Charakteristisches für den Marktbetrieb anstrebt. Wenn man sich auch für Berlin nicht
einverstanden zu erklären braucht mit den ländlichen Anklängen der Architektur, die an
Gemüse und Landwirtschaft erinnern sollen und deutlich die Anlehnung an die Münchner
Markthalle erkennen lassen.

Das fünfte Projekt mit den Anklängen Messel, Kreiss und Behrens ist ein typisches
Wettbewerbsprojekt, wie es heute jeder zusammenstellen oder zusammenstellen lassen
kann, dessen oberflächliche Bearbeitung mit 12000 Mark recht reichlich bezahlt ist.

Die endgültige Entscheidung über die Ausführung der Halle steht noch aus, aber
alle Bedingungen sind für die Stadt Berlin den Bauherren gegeben, als Mäcen allen Zeiten
ein wertvolles, künstlerisches Geschenk zu machen dadurch, daß sie den ausgezeichneten
Entwurf Hermann Jansens zur Ausführung bringt. Es wäre eine niemals zu verant-
wortende Handlung, wenn kleinbürgerliche Interessenwirtschaft hier die Möglichkeit eines
großen Ergebnisses zunichte machte, Jansen ist der Mann dazu, seinem Entwurf Leben
zu geben und darüber, daß die große Aufgabe einen ganzen Mann erfordert, wird sich
auch der Laie klar beim Studieren folgender Zahlen:

Die Halle soll erstehen auf einem 168 000 qm großen Gelände zwischen Bahnhof
Beußelstraße und Schiffahrtskanal, welches mit 16,7 Millionen Mark zu Buche steht. Den
städtischen Verkaufsvermittlern für Wild und Geflügel sollen 4000 qm, denen für Obst und
Gemüse 2000 qm und denen für Fische 1000 qm zur Verfügung stehen. Hierzu den Groß-
händlern in Seefischen, Flußfischen und Räucherwaren 950 qm. Die Standfläche ohne
Gänge ist bemessen:

1. für Gemüsezüchter 250 Stände ä 15 qm . . . . = 3 750 qm

2. für Obstzüchter 1000 Stände ä 2 qm ..... = 2 000 „

3. für Obst-und Gemüsegroßhändler 800 Stände ä 15 qm == 12 000 „

das macht alles zusammen 25 700 qm.

Die gesamte Nutzfläche mit allen Räumen für technische Anlagen, Werkstätten,
Dienstwohnungen, Banken, Kontoren, Restaurationen, aller Räume für Verwaltung, für
Zölle und Eisenbahnen, Polizei und Post wird 50 000 qm betragen. Vergleichsweise um-
faßt die Großmarkthalle in

München . . . . 12 000 qm Breslau. 5 290 qm

Köln. 9 200 „ Stuttgart. 1 280 „

Was allein an Wild und Geflügel im Jahre 1913, nach den statistischen Jahrbüchern,
in den städtischen Markthallen Berlins umgesetzt wurde, erhellt aus folgenden Zahlen:

Von insgesamt 2 342 386 Stück Wild und Geflügel waren 498 000 Hühner, 493 000
Gänse, 78 000 Enten, 315 000 Rebhühner, 96 000 Fasanen, 518 000 Kaninchen, 254 000 Hasen
und 30 000 Rehe.

Großartig wie die Aufgabe ist von seiten der städtischen Verwaltung die Lösung
durch den Grundstückserwerb und die Finanzierung begonnen worden. Man zögere nicht,

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