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— 26 —

Verwahrung kann ohne die entsetzlichste Ungerechtigkeit nicht ein
Aufenthalt der Verzweiflung werden. Auch bemühen sich die Obrigkeiten
des Landes, den Zustand der Unglücklichen daselbst zu erleichtern, aber
der Mittel beraubt, welche die Verbesserung jener vergifteten Höhlen
erfordert, haben sie nichts als ein finsteres Stillschweigen den Klagen der
Elenden entgegen zu setzen. Ja, Herr! ich habe der Elenden gesehen —
mein Eifer zwingt mich, wie den heiligen Apostel, dass ich mein Amt
ehre — ja, ich hab' ihrer gesehen, die in jenen scheusslichen Höhlen
voll ansteckender Seuche ganz mit Aussatz bedeckt, in unsern Armen
den glücklichen Augenblick segneten, wo man sie endlich zur Todesstrafe
hinausführte. Grosser Gott, unter einem guten Fürsten Unterthanen,
denen der Richtplatz eine Wohlthat ist! Unvergesslicber Tag, sej mir
gesegnet! Vollzogen ist das Gelübde meines Herzens, ich habe die Last
eines so schweren Kummers vor mir ab in den Schooss des besten
Monarchen niedergelegt. »

Schon der Anblick der meisten Zuchthäuser verräth durch die schauer-
hafte Zusammenstellung von Steinmassen, wie tief in seinem Inbau die
Menschenwürde begraben liegt; er muss mehr allgemeines Mitleiden als
Furcht vor der Strafe erwecken.

So weit sogar ging es, dass man die schöne Verzierungskunst mit An-
bringung einzelner harter körperlicher Strafen missbrauchte, und in
solchen grausamen Allegorien den Werth eines Zuchthauses vor der reinen
Empfindung für die Menschheit zu schützen suchte.

In Amsterdam, am Hei Raspbius (maison de force, in der Strasse des
heiligen Wegs, zwischen dem Angel-Quai und der Kalkverstraat) befindet
sich an der Aussenseite ganz treu abgebildet, wie hart die Verbrecher
darin gepeiniget werden.

An dem vordem Portal ist ein Zuchtmeister abgebildet, der auf einem
mit verschiedenen Farbenbölzern beladenen, und von Löwen und Tigern
gezogenen Wagen sitzt, mit der Ueberschrift: Virtutis est clomare , quoe
cuncti pavent.

Auf dem Fronlespice ist eine allegorische weibliche Figur, die Züchtigung
vorstellend, sie hat zu beiden Seiten einen mit Ketten gebändigten Mann,
mit der Unterschrift: K Castigatio n.
 
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