Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Robert, Carl [Hrsg.]; Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (3,3): Einzelmythen: Niobiden - Triptolemos ungedeutet — Berlin, 1919

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.12730#0022
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
38o

NIOBIDEN.

ihrer einen Tochter vertreten bis zu einem gewissen Grad
seine Stelle. Diana trägt, statt der Sandalen auf 312, Schuhe;
ihr Köcher ist offen, so daß sie vermutlich mit der r. Hand
einen Pfeil herauszuziehen im Begriff war. Der Tote am
rechten Ende trägt ein Wehrgehäng; in seiner rechten Hand
wird der Knauf des Schwertes sichtbar. Seine Stellung ist
der des Toten aus der Florentiner Gruppe ähnlich. Daß
der Pädagoge in der L. ein Pedum hielt, wie auf 312, und
nicht die wehende Chlamys seines Zöglings anfaßte, bedarf
kaum der Erwähnung.

Auf der rechten Schmalseite Fig. 313b die Gruppe
der beiden Brüder, dabei das weglaufende Pferd wie auf
312 b. Man soll sich wohl vorstellen, daß es dem nieder-

3I3b'

sinkenden gehört. Auf der linken Schmalseite Fig. 313a
ist die fliehende Niobide aus der Mitte der Vorderseite mit
geringfügigen Variationen noch einmal angebracht. Neben
ihr eine ihrer Schwestern, die gerade auf sie zuläuft, in-
dem sie ihren Kopf in den Nacken wirft. Das mittlere
Stück des Körpers ist ergänzt; der feine Chiton, den sie
trägt, muß die rechte Schulter und die rechte Brust frei-
gelassen haben, wie bei der Niobide auf der Vorderseite
313, vgl. auch 312; das rechte Bein tritt aus dem Chiton
nackt heraus. Die rechte Hand faßt den bogenförmig
wehenden Mantel, dessen anderes Ende um den linken
Unterarm geschlungen ist (s. Fig. 313 a7, von Eichler über-
sehen). Man könnte sie als eine Umbildung der Niobide
Chiaramonti und der entsprechenden Florentiner Figur
ansehen (s. S. 374). Eine ähnliche Niobide findet sich
auf 316.

Der Deckel zeigt auf seiner Vorderseite Fig. 313 die
Leichen von fünf Töchtern und fünf Söhnen. Das Para-
petasma ist nur hinter den Töchtern angebracht. Unter
diesen kehren von den Figuren auf 312 nur die Niobide
in der Stellung der Clytaemestra und ihr Gegenstück,
dieses aber etwas verändert, wieder. Die Lage der drei
übrigen Mädchen ist verschieden; die paarweise Anordnung
ist aufgegeben, ebenso bei den Söhnen, die sämtlich in
andern Stellungen erscheinen wie auf 312. Im Rücken des
ersten links steckt ein Pfeil; die vier andern halten in
der Hand noch ihren Jagdspeer oder haben ihn neben sich
liegen. Von den Schmalseiten des Deckels sind nur die
vorderen Ecken erhalten, auf der r. Fig. 313 b das Ende
eines Jagdnetzes und die Spitzen zweier Jagdspeere, ent-

sprechend den Jagdspeeren neben den Toten an der Vor-
derseite des Deckels und in der Hand des Fliehenden an
der Vorderseite des Kastens. Demgemäß wird auch der
Köcher auf der 1. Schmalseite Fig. 313 a eher einem der
Niobiden, als, wie auf 315 b, der Diana gehören.
Aus derselben Zeit wie 312.

314) D. F. London, Soane Museum Fig.314. L. 0,25.
H. 0,21. Zeichnung von Dewerzeny nach Photographie 1905.

Literatur: waagen Künstler und Kunstwerke in England 1837 I
s. 450; Ders. Treasures of Art in Great Britain II 1854 p. 320;
Michaelis Ancient Marbles in Great Britain 1882 480 nr. 31.

Fragment einer Replik des Deckels von 312. 313. Er-
halten ist nur der Oberkörper der toten Niobide in der
Mitte. Der Gedanke an Clytaemestra von einem Orestes-
Sarkophag ist wegen der Maße weniger wahrscheinlich.
 
Annotationen