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Robert, Carl [Hrsg.]; Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (3,3): Einzelmythen: Niobiden - Triptolemos ungedeutet — Berlin, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.12730#0050
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408

PHAETHON

wenn das Relief, wie Gabrici versichert, von einem Fries
herrührt, so muß dieser mehrere Szenen enthalten haben,
und es könnte der Anschirrungsszene die Bitte des Phaethon
vorausgegangen sein. Naturgemäß müssen wir nun auch
auf dem zweiten Deckenfelde der Domus aurea die beiden
anderen Hören postulieren. Eine von ihnen scheinen die
Zeichner leidlich richtig wiedergegeben zu haben, aber aus
der anderen haben sie einen jungen Mann in kurzer Tunica
und mit einem Schild am Arme gemacht1). Natürlich müssen
diese beiden Hören ebenfalls Geräte getragen haben, die
zur Anschirrung in Beziehung stehen, die eine vermutlich,
wie auf dem Stuckrelief die Zügel, die andere vielleicht die
Peitsche. Während also auf diesen Gemälden die Wind-
götter die Pferde, die Hören den Wagen herbeibringen,
besorgen auf den Reliefs die Hören das Anschirren allein.
Hierin stimmen sie sowohl mit Ovid Met. II 118 ff. als mit
Nonnos XXXVIII 298 überein2), jedoch nicht in Zahl der
Hören; denn bei Nonnos sind es die zwölf Tageshoren,
d. h. die Stunden, deren Namen bei Hygin /ab. 183 zu
lesen stehen (vgl. Robert Gött. gel. Anz. 1899 S. 546) und
die als xuxXd§e<;TQpac (XXXVIII 290) und als Töchter des Xpo-
voc (XII 15. 96) den Töchtern des Auxdßa? (VII 16. XI 486 s.),
den vier Jahreszeiten, gegenübergestellt werden (XII 15 ss.).
Diese zwölf Tageshoren sind die d[i/j>ncoXoi (Pasöovxoc (II 177.
XXXVIII 415), die Stenose; 'HeMoio (II 271. XII 18. XLVIII
578), sie begleiten den Sonnenwagen (XII 18 ouv^XuSe?
cttdo-i oi'fpo)), indem sie einander ablösen (XXXVIII 289
dtjAoißatY] icopetfl). Wesentlich dasselbe ist es, wenn sie bei
Quintus Smyrnaeus (II 595. 685) die Eos, d. i. die Tages-
göttin, begleiten. Daß auch Ovids Hören die Tages-
stunden sein müssen, hat man längst aus der Art, wie sie
vorher II 26 positae spatiis aequalibus den Thron des Sol
umgeben, geschlossen. Wenn wir nun in der Domus aurea
nur vier Hören finden, die doch gleichfalls die Stunden
sein müssen, da die Jahreszeiten im Mittelfeld dargestellt
sind, und wenn auch für die Reliefs kaum mehr als vier
Hören angenommen werden dürfen, so soll damit wohl
ausgedrückt sein, daß nur die vier frühesten Tagesstunden
das Amt des Anschirrens haben. Hingegen wird auf dem
Gemälde in Gaza, wo die gleiche Arbeitsteilung sich findet,
wie in der Domus aurea, der Wagen nebst Zubehör von allen
zwölf Tageshoren herbeigebracht, und zwar unter Aufsicht
der Eos (Johannes1314fr.). Diese Tageshoren fehlen auf den
Sarkophagen ganz, der Wagen wird auf 334 von den Wind-
göttern bespannt; auf dem Exemplar der zweiten Klasse 336,
wo die Komposition, die auf 334 die ganze Vorderseite ein-
nimmt, durch Staffelung zu einer Eckszene zusammenge-
drängt ist, bringen nicht die Hören, sondern eine einzelne

') Man hat den Eindruck, daß Brenna sich bei diesen Seitenfeldern
durch Mirris Stiche beeinflussen ließ.

2) Dieselbe Vorstellung bei Lukian Dial. Deor. X 1.

Frauenfigur in bogenförmig flatterndem Mantel den Wagen
herbei; nach dem Gemälde von Gaza wird man sie Aurora
nennen. Dieselbe Aurora ist auf 334 als Reliefschmuck des
Wagens angebracht. Die dritte Klasse zeigt die Anschir-
rungsszene nur ein einziges Mal in sehr abgekürzter Form
auf einer Schmalseite 3451 b (unten S. 430). Die Bittszene
fehlt, wie bereits bemerkt, bei der zweiten Gruppe dieser
Klasse ganz. Bei der ersten, wo sie die linke obere Ecke
einnimmt, ist sie auf die beiden Hauptfiguren, Phoebus und
Phaethon, beschränkt. In der dritten, wo sie an der rechten
Ecke erscheint, sind von den Jahreshoren zwei, Herbst und
Winter, beibehalten 343. 345. Außerdem lehnt sich auf die
Schultern des Sonnengottes eine schöne junge Frau, die
Mutter des Phaethon, Clymene. Denselben Namen der auf
der ersten Klasse neben dem Sonnengott stehenden Frau
zu geben verbietet die auf 334 erhaltene Mondsichel über
ihrer Stirn. Hier ist also Luna neben Phoebus gestellt.

Dem Sturze des Phaethon, der auf den Sarkophagen
der zweiten und dritten Klasse die Haupt-, auf dem der
vierten die einzige Szene bil-
det, liegt ein offenbar sehr
berühmtes Gemälde zugrunde,
das entweder vollständig oder
doch in seiner wichtigsten
Gruppe auch auf dem schö-
nen Sardonyx in Florenz ko-
piert ist, Furtwängler Die an-
tiken Gemmen I Taf. LVIII 2

(danach die beistehende Textabbildung). In freierer Wie
dergabe erscheint dieselbe Komposition auch auf einer

»ta«-'

arretinischer becher.

Arretinischen Gefäßform des Museums in Boston aus der
Fabrik des Perennius und von der Hand des Bargathes
(Hartwig Philol. LVIII 1899 S. 481 ff., danach in beistehen-
der Abbildung), die sich im übrigen zwar in einigen Figu-
ren mit späteren Sarkophagen berührt, aber auch von
fremdartigen Zusätzen nicht frei ist3). Auch Ovid scheint

3) Nicht nur ist derselbe Stempel mehrfach abgedrückt (vgl. H. Goez
a. a. O. LX 1901 S. 478 f.), sondern es sind auch Stempel von Figuren
verwandt, die in einen ganz anderen Zusammenhang gehören, wie solches
nicht nur bei calenischen Gefäßen (s. z. B. die Alexanderschlacht auf einem
 
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