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Robert, Carl [Hrsg.]; Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (3,3): Einzelmythen: Niobiden - Triptolemos ungedeutet — Berlin, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.12730#0097
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DIE ENTFÜHRUNG

455

Stück ihrer Lanze mit dem Ansatz des Sauroter —, dann
Artemis; über dem Gespanne Eros mit Kranz und Fackel
im Luftschritt, hinter ihm Aphrodite mit einem Szepter1).
Vor dem Gespanne schreitet Hermes, diesem eilte eine Frau

skyphos aus eleusis.

voran, die niemand anders gewesen sein kann als Hekate,
die auch auf dem tarentinischen Krater (Mon. d. Inst. II tav. 31)
an derselben Stelle erscheint. Abgesehen von dieser finden
wir also hier dieselben Figuren wie in der Entführungsszene
der Sarkophage. Weit geringer ist die Überstimmung mit
dem eben erwähnten, übel ergänzten Krater, auf dem noch
alle möglichen andern Götter sich an der Verfolgung be-
teiligen, u. a. auch Ares, wie auf der Schale des Canoleius.

Die verschiedenen Formen der Gruppe von Pluto und
Proserpina, die uns auf den Sarkophagen begegnen, stellen
nicht, wie man glauben könnte, eine dort sich vollziehende
Entwickelung dar, sondern gehen auf verschiedene Vorbil-
der zurück. Beweis hierfür sind die Münzen, auf denen
gleichfalls Proserpina bald wagrecht von Pluto gehalten
wird, wie auf der beistehend nach Overbck Kunstmyth. II

münze von hyrkania. panion. bundesmunze.

Münzt. IX 9 abgebildeten von Hyrkania aus der Zeit des
Commodus (vgl. oben S. 451 A a ß), oder sich sträubend auf-
recht gehalten wird, wie auf einer panionischen aus der

") Literarisch wird Venus als Gespielin der Proserpina nur bei Hygin
fab. 146 und Claudian de raptu Proserpinae I 220«. genannt. Ob schon am
amykläischen Thron der Raub der Kore in Gegenwart dieser drei Göt-
tinnen dargestellt war, läßt sich aus den Worten des Pausanias III 19, 4:

7T£7TOtTjTCtL os STCt TOU ß(0|lo5 XO-l 7j Ar([j.T(T7(p X(Xt KdpYj XOtl IlXoUTtDV, sVl

8s aÜTot? MoTpat xe xal rQpat, aüv 8s acpioiv 'A<ppo8tTrj xai Äö/jVa ts xat
'ÄpTsjxi? nicht mit Sicherheit entnehmen; wahrscheinlich ist eine so figuren-
reiche Komposition an dieser Stelle nicht.

Zeit des Antoninus Pius (s. unsere Abbild, nach Overbeck
a. a. O. 8), oder rückwärts zusammenknickt, wie auf einer
autonomen des phrygischen Hieropolis (s. unsere Abb. nach
Overbeck a. a. O. 11) und einer der Pamphylischen Stadt

münze von hierapolis. münze von kasa.

Kasa (s. unsere Abb. nach dem Exemplar der Berliner
Sammlung, dessen Abdruck H. Dressel verdankt wird, vgl.
S. 451 Ab).

Für den ältesten Typus, der das Gespann im Versinken
zeigt, läßt sich die Vorlage noch bestimmen. Vergleicht
man nämlich den Mercur auf 360 bezüglich seiner Haltung
und seiner Stellung mitten vor den Pferden mit der Victo-
ria quadrigam in sublime rapiens des Nikomachos, die nach
Schuchardts Nachweis (Nikomachos S. 20 ff.)
auf den Denaren der gens Plautia (s. die Ab-
bildung nach dem Berliner Exemplar, dessen
Abdruck wieder H. Dressel verdankt wird)
und einer Gemme des Rufus (Arch. Jahrb. III denar der
1888 Taf. 11, 10) nachgebildet ist, so ist die DTG4^A
Ähnlichkeit frappant. Folglich wird man die-
sen Typus auf das im capitolinischen Iupitertempel befind-
liche Bild desselben Malers, das den raptus Proserpinae
darstellte, zurückführen dürfen, wobei man freilich, da das
Gemälde beim Sturm der Vitellianer zugrunde gegangen war
(Plin. XXXV 108), mindestens ein Mittelglied annehmen muß.

etruskische urne.

So erklärt sich auch die merkwürdige Ubereinstimmung der
Sarkophagdarstellung mit dem versinkenden Gespanne des
Amphiaraos auf einer etruskischen Urne (Körte Urne etrusche
II Taf. XXV 2), das von einem hermesartigen Jüngling in
die Tiefe geleitet wird. Der Urnenarbeiter oder seine Vor-
lage hat dasselbe Gemälde gekannt und zweckentsprechend
umgebildet; vgl. Robert Oidipus II S. 89 A. 163 (danach un-
sere Textabbildung).
 
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