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Deutsches Archäologisches Institut / Römisch-Germanische Kommission [Hrsg.]
Bericht über die Fortschritte der römisch-germanischen Forschung: im Jahre ... — 1.1904

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Dragendorff, Hans: Provinziale Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.26253#0074
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66

VH.

Provinziale Kunst.

Von

H. Dragendorff.

Das Studium der römischen Kunst war lange vernachlässigt. Seit etwa
einem Jahrzehnt ist das anders geworden. Der Anstoss zu eindringenderer
Bearbeitung ist von den Kunsthistorikern ausgegangen. Es genügt hier die
Namen Riegls, Wickhoffs, Strzygowskis zu nennen. Ihren Anregungen
sind die Archäologen vielfach gefolgt. Dabei spielt naturgemäss die provinziale
Kunst eine Hauptrolle, die Entwickelung, welche die klassische Kunst teils auf
altem Kulturboden unter dem Einflüsse heimischer Kunst, teils in barbarisches
Neuland weit entfernt von den eigentlichen Kunstzentren verpflanzt, in der
Kaiserzeit durchmacht, immer wieder in fernere oder nähere Berührung mit
der Kunst Italiens tretend, aber auch ihrerseits in steigendem Masse mit dem
wachsenden Einflüsse der Provinzen die Kunst der Hauptstadt beeinflussend.
Die Kunstübung der Provinzen kennen zu lernen, muss eines der Hauptziele
der römischen Kunsthistoriker sein. Hier das Material zu gliedern und zu
verarbeiten, es für kunstgeschichtliche Arbeit nutzbar zu machen ist eine
Aufgabe, an die wir jetzt von allen Seiten herangehen. Dazu brauchen
wir noch viele Einzelarbeiten, wie beispielsweise die, welche in den letzten
Jahren aus Loeschckes Schule hervorgegangen sind, damit ein festes Fun-
dament gewonnen wird.

Bei dem meist geringen künstlerischen Einzelwert der in unseren Provinzen
zutage tretenden Monumente der Römerzeit wird ein Bericht immer in erster
Linie auf die historische Verarbeitung des vorhandenen Materiales hinzuweisen
haben, nicht auf einzelne neue Funde. So muss hier, wenn auch nur kurz,
auf ein paar Arbeiten hingewiesen werden, welche zwar ein lokal weit ausser-
halb unseres römisch-germanischen Arbeitsgebietes gelegenes Monument, das
Siegesdenkmal von Adamklissi zum Ausgangspunkt nehmen, daran anknüpfend
aber Fragen erörtern, welche auch für die Geschichte der Kunst in unseren
römisch-germanischen Provinzen von Bedeutung sind.

In einem bedeutsamen Aufsatze „das Tropaion von Adamklissi und
provinzial-römische Kunst“ (Abh. d. kgl. bayr. Akad. I. Kl. XXII. Bd. III. Abt.,
München 1903) sucht Furtwängler den Nachweis zu führen, dass die nächsten
Analogien für denStil der Skulpturen von Adamklissi alle auf die augusteische Zeit
führen. Überall in den römischen Provinzen, soweit sie nicht eine ältere eigene Kultur
besitzen, findet Furtwängler bei den zunächst mit dem einrückenden Militär
zusammenhängenden Denkmälern der frühesten Kaiserzeit den gleichen harten
ungelenken Stil, verbunden mit einer Vorliebe für harte Steinsorten als Material.
Mit der flavisehen Epoche tritt dann ein mehr hellenisierter weicherer Stil
 
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