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auf, während an zurückgebliebenen Orten, wo dieser Wandel fehlt, die Kunst
in stillose Roheit versinkt. Für diesen harten Stil der Frühzeit, der an weit
getrennten Orten gleichartig auftritt, sucht Furtwängler eine gemeinsame
Heimat. Die Träger des Stiles sieht Furtwängler in den römischen Legionen,
in deren Gefolge er in den neueroberten Provinzen auftritt; seine Heimat findet
er in Norditalien, wo gleichartige Denkmäler zahlreich sind. Dorther rekrutieren
sich in erster Linie die Legionen der frühen Kaiserzeit, die somit ihren heimat-
lichen Stil in die Provinzen getragen hätten.

Ein Kreis von Denkmälern, mit dem die Skulpturen von Adamklissi
stilistisch verbunden sind, ist damit zweifellos richtig gegeben. Die Frage
kann m. E. nur sein, ob diese stilistische Verwandtschaft auch vollkommene
Gleichzeitigkeit bedingt, mit anderen Worten, ob der Stil der Skulpturen von
Adamklissi nötigt, das Monument ebenfalls in die frühe Kaiserzeit, d. h. in
diesem Falle augusteische Zeit, zu setzen. Damit kommen wir zu der grossen
Streitfrage, die den Kernpunkt der Erörterungen über dieses Monument bildet,
die Frage nach der Datierung desselben. Die so viel hin und her diskutierte
Frage kann au dieser Stelle natürlich unmöglich gelöst werden. Das würde
den Rahmen dieses Berichtes nicht nur wreit überschreiten, sondern ich fühle
mich auch, da mir die Autopsie der wichtigsten dafür in Betracht kommenden
Denkmäler noch fehlt, auch nicht dazu berufen. Ebensowenig kann hier auf die
zahlreichen kunstgeschichtlichen Einzelbeobachtungen eingegangen werden, wie
sie sich sowohl in Furtwänglers als auch besonders in der gleich zu erwäh-
nenden Schrift von Studniczka finden. Auch das muss anderen Gelegenheiten
Vorbehalten werden. Es kann sich hier nur darum handeln, den augenblick-
lichen Stand der Streitfrage darzulegen.

Zwei Ansichten stehen sich schroff gegenüber: nach der einen gehört
das Denkmal in die augusteische, nach der anderen in traianische Zeit.

Die Frage ist in ein neues Stadium getreten, seit Furtwängler in der
genannten Schrift der Nachweis gelungen ist, dass die Weiheinschrift des Traian,
deren Einfügung in das Monument bisher nicht gelungen war, tatsächlich zu
dem Denkmal gehört. Trotzdem ist es gerade Furtwängler, der den augu-
steischen Ursprung des Monumentes weiter verficht (vgl. ausser der genannten
Schrift Sitzungsber. der philos.-philol. und hist. Klasse der bayr. Akad. 19U4
Heft III), während für den traianischeu Ursprung im Laufe des Jahres ebenfalls
Verteidiger eingetreten sind, der ausführlichste in Studniczka. (Tropaeum
Traiani. Ein Beitrag zur Kunstgesch. der Kaiserzeit. Abh. d. phil.-hist. Kl.
d. sächs. Ges. d. Wiss. Bd. XXII. Leipz. 1904. Vergl. ausserdem: Benndorf,
Österr. Jahreshefte 1903. Mem. du centenaire de la soc. nat. des antiquaires
de France. Petersen, Lit. Zentralblatt 1904. 1510ff.). Erwähnt sei hier auch
die Schrift von Cichorius „Die römischen Denkmäler in der Dobrudscha“
Berlin 1904. Cichorius sucht den Nachweis zu liefern, dass das neben dem
Tropaeum gelegene Soldatendenkmal nicht traianisch, sondern domitiauisch sei,
und dass es als das Denkmal der in der grossen Niederlage des Gardepräfekten
Cornelius Fuscns gefallenen Soldaten 89 n. Chr. von Domitian errichtet sei.
 
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