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Um auch liier einiges aus Nachbargebieten zu bringen, verweisen wir auf
den Aufsatz von Heierli, Archäologische Funde in St. Gallen und Appenzell
(Anzeiger für Schweizer Altertumsk. 1904/5, Nr. 1, S. 1 ff.). In Wilberg
(Kanton Solothurn) wurde ein römischer Gebäudekomplex aufgedeckt, in dem
sich Ziegel der XXI. Legion fanden (Korrbl. d. Gesamtvereins 1905, S. 69),
was immerhin bemerkt zu werden verdient, da auch nördlich von Vindonissa
die Strasse nach Kottweil von Niederlassungen begleitet wird, in denen Militär-
ziegel der XXI. und XI. Legion, der beiden Legionen die nacheinander in
Vindonissa liegen, Vorkommen.

Für die Landes- und Ortskunde Österreichs zur Römerzeit ist
ein umfassendes Nachschlagewerk, dessen Zweckmässigkeit freilich erst durch
die Praxis erprobt werden muss, in Fritz Pichlers Austria Eomana er-
schienen (Quellen und Forschungen zur alten Geschichte und Geographie, her-
ausgegeben von W. Sieglin, Heft 2—-4). Es ist ein „geographisches Lexikon
aller zur Kömerzeit in Österreich genannten Berge, Flüsse, Häfen, Inseln,
Ländern, Meere, Postorte, Seen, Städte, Strassen, Völker“.

Sehr schöne Resultate haben die Forschungen und Ausgrabungen in und
bei Pola (Gnirs, Österr. Jahreshefte 1904, Beiblatt S. 15 ff., S. 131 ff.). In
Val Catena auf Brioni Grande wurden prächtige Hallenbauten eines Tempel-
bezirkes freigelegt. An beiden Enden des Bezirkes liegen Tempel, von denen
der eine dem Neptun geweiht war, wie schon der Schmuck der korinthischen
Kapitelle (Fischleiber als Voluten, Dreizack) andeutet. In der Mitte der
ganzen Anlage steht das Postament einer Statue. Alles gehört bester Zeit an.
Ein grosser Bau westlich von dieser Anlage ist durch eine Münze des Claudius,
die im Mörtel gefunden wurde, in die Zeit nach 41 n. Chr. datiert. Die gross-
artige Gesamtanlage mit ihrer anscheinend sehr guten Einzelausführung ist so
recht geeignet auf den Unterschied zwischen den Provinzen am Rhein, die
ihre Kultur doch im wesentlichen durch gallische Vermittelung erhielten, und
dem unter unmittelbarem italischen Einflüsse stehenden Istrien hinzuweisen, ein
Unterschied, der erst ganz allmählich mehr verschwindet.

»

IV.

Numismatik.

Von

11. Dragendorff.

Ungemein gross ist die Menge römischer Münzen, die in jedem Jahre
in unserem Arbeitsgebiete zutage kommt. Die Schätzung der einzelnen Münze
als eines historischen Dokumentes ist freilich stark zurückgegangen, und mit
Funden einzelner Münzen wird sich ein Bericht, wie der unsere, nur in Ausnahme-
fällen zu befassen haben. Eine einzelne Münze kann weder die Anwesenheit
der Römer an dem betreffenden Orte beweisen, noch kann sie in den meisten
 
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