Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
44

Ein Brandgrab bei Adenau a. d. Ahr (jetzt im Bonner Provinzialmuseuni,
Korrespondenzblatt d. Westd. Ztschr. 1904, S. 169), enthielt in einer Steinkiste
eine Holzkiste. Während die sonstigen Beigaben, Glasurnen, Sigillatateller mit
Barbotineverzierung, eine Traglaterne gleich solchen ans Pompei und Hercula-
num übereinstimmend mit einem Grosserz des Domitian und einem Mittelerz
des Nerva das Grab in die Zeit um 100 p. Chr. datieren, fand sich in dem-
selben Grab ein Denar des L. Thorius Baibus vom Jahre 94 vor Chr., eine
Münze, die in augusteischer Zeit gerade im Rheinland mehrfach kursierte (vgl.
Westfäl. Mitt. III. S. 55, 2. Novaesium S. 253), die aber zeigt, wie vorsichtig
man mit der Datierung eines Grabfundes nach einer einzelnen Münze sein muss.

Im Landkreise Hanau wurde unweit des Kinzigheimer Hofes eine kleine
Gruppe von Gräbern des II. Jahrhunderts gefunden, die anscheinend zu einem
in nächster Nähe 1904 festgestellten römischen Gutshofe gehört. Die genauen
Beobachtungen ergeben in dieser Gegend fast zu jedem Landsitz auch ein
zugehöriges kleines Gräberfeld. Der Charakter der Einzelsiedelung tritt auch
darin scharf hervor.

Umfassender, weil zu einer grösseren Niederlassung gehörig, ist der Fried-
hof, welchen der Friedberger Altertumsverein bei Heldenbergen i. Wetterau
ausgebeutet hat (Hess. Quartalblätter III. Nr. 15, S. 506).

Über einen römischen Grabfund bei Worms, der auch für die Strasse
Worms-Alzey von Bedeutung ist, ist in „Vom Rhein“ 1904, S. 91 f. berichtet.

Ein Mainzer Skelettgrab (Hess. Quartalblätter III. 1904, S. 515) ist nament-
lich dadurch interessant, dass als Deckel des Sarkophages ein älterer Grab-
stein, der des Sklaven eines centurio der XXII. legio primigenia, verwandt ist.

Dankenswert ist die Veröffentlichung von Notizen über die Aufdeckung
eines römischen Friedhofes in Regensburg in den Jahren 1872—74, die
II. Lamprecht (Programm zum Jahresberichte d. Kgl. Neuen Gymnasium in
Regensburg 1903/4) aus den hinterlasseuen Papieren des Pfarrers Dahlem her-
ausgegeben hat. Das Grabfeld lag an der Römerstrasse, die Augusta Vindeli-
coruru mit Castra Regina verband. Offenbar begannen die Begräbnisse an der
Strasse selbst. Je mehr man sich von der Strasse entfernt, desto mehr nehmen die
Skelettgräber zu. Weiter westlich schliesst sich dann ein ausschliessliches Skelett-
gräberfeld an. Die sorgfältigen Beobachtungen und Aufzeichnungen Dahlems
ergeben mancherlei für die Grabriten. Die Münzen beginnen mit Vespasian, doch
ist nach den Gefässt'unden wahrscheinlich, dass die Benutzung nicht vor Marc-
Aurel begann. Die Skelettgräber scheinen nach den Beigaben gleichzeitig mit
den Brandgräbern zu sein. Es zeigt sich also, wie die Sitte des Bestattens
gerade im II. Jahrhundert allmählich neben der Verbrennung sich einbürgerte.
Ebenso scheint sich dann bei den Skelettgräbern allmählich die Sitte der Ost-
richtung auszubilden, die in dem erwähnten zweiten ausschliesslichen Skelett-
gräberfeld durchweg innegehalten ist. Interessant ist, wie in diesem Gräber-
feld das Inventar mehr und mehr an das übliche der fränkisch-merowingischen
Epoche anklingt. Es zeigt sich deutlich ein ständiges Zunehmen germanischen
Einflusses.
 
Annotationen