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die zwar immer mehr Spuren alter Besiedelung ans Lieht bringt, namentlich
seit der Dampfpflug die Felder tief aufwühlt, die Zusammenlegung der Fluren,
das Anlegen neuer Wege, Verschieden von Hohlwegen u. s. w., das Gelände
inannichfaltigen, tiefgreifenden Umgestaltungen unterzieht, diese Spuren aber zu-
gleich auch zerstört, ist es höchste Zeit, aufzunehmen, was noch aufzunehmen
ist. Hier hat die lokale Forschung ein grosses Gebiet, auf das sie nicht nach-
drücklich genug hingewiesen werden kann. Denn solche Arbeit kann nur bei
intimer Kenntnis der Gegend, bei immer wiederholten Streifzügen, bei mannich-
faltigen Beziehungen zu den Bewohnern geleistet werden. Die Ergebnisse sind
sehr interessante und weitgehende. Besiedelungsdichtigkeit und damit Art und
Intensität der Bodenwirtschaft, Bevölkerungswechsel, Kulturwechsel, Kontinuität
der Besiedelung, Wege und Strassen — alle diese historisch wichtigen Fragen
beruhen auf solchen topographischen Beobachtungen, die sich natürlich nicht
auf das Römische beschränken dürfen, sondern von den ältesten Spuren an alles
in gleicher Weise mindestens bis zur’ Karolingerzeit berücksichtigen müssen.

Über die römische Besiedelung des Kreises Düren teilte Dr. S c h o o p
seine Beobachtungen auf der 50jährigen Hauptversammlung des historischen
Vereins für den Niederrhein mit (vgl. auch Korrespondenzblatt des Ges. Vereins
1905, S. 70), aus denen die grosse Dichtigkeit der Besiedelung in römischer
Zeit, ihr Charakter als Einzelsiedelung klar hervorgeht. Darin stimmen seine
Resultate durchaus mit anderwärts gemachten Beobachtungen überein. Anderer-
seits steht seine Feststellung, dass die fränkische Besiedelung nur eine verhält-
nismässig geringe war, viel ursprünglich bebautes Land veröden liess, meist nicht
an die römischen Siedelungen anknüpft, im Gegensatz zu sonstigen Beobachtungen,
die oft gerade das direkte Anknüpfen des fränkischen an römisches erweisen.

Vor allem sei aber auf den Aufsatz Schumachers in der Westd. Ztschr.
1904 aufmerksam gemacht, der die Ergebnisse der jahrelangen Forschungen
des Verfassers Uber die römischen Strassen in Rheinhessen bringt.

Hier kann natürlich nicht auf die Fülle einzelner kleiner Feststellungen
hingewiesen werden, wie sie im Laufe des Jahres allerorten, wo aufmerksame
Altertumsforscher arbeiten, gemacht sind. Das Bild würde trotz aller Sorgfalt
ein einseitiges werden, da die Nachrichten darüber zu ungleich veröffentlicht
bezw. mitgeteilt werden. Für ein besonders reiches Gebiet, das seit langem
archäologisch gut überwacht ist, die südliche Wetterau, hat die römisch-
germanische Kommission sich jetzt mit den beteiligten Museen und Vereinen
in Beziehung gesetzt, um die archäologische Überwachung fortzuführen und
durch kleine Untersuchungen zu ergänzen. Wir beabsichtigen im kommenden
Jahre über diese Arbeit zu berichten und dabei zugleich auf einzelne allgemeine
Gesichtspunkte, die sich daraus ergeben und Nachprüfung in anderen Gebieten
erwünscht scheinen lassen, hinzuweisen.

Kurz mag hier noch auf ein paar Grabfunde hingewiesen werden, die aus
bestimmten Gründen ein Interesse beanspruchen können. So wurde bei Wittlick
(vergl. oben) ein Grab des I. Jahrhunderts mit prächtigen wohlerhaltenen bunten
Glasgel'ässen gefunden und vom Trierer Provinzialmuseum erworben.
 
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