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Halle stellt über dem grossen Keller und ihn rechts und links überragend der
Hauptbau, bestehend aus einem dem Keller an Grösse entsprechenden Saale,
und vier dahinter liegenden kleinen Gemächern. An jeder Seite setzt noch
ein kleines Gemach und eine Exedra an, die sich wohl nach dem Obergeschoss
des porticus öffnete. Nördlich davon liegt, durch einen Hof vom Mittelbau
getrennt, ein ausgedehntes Bad, links ebenso durch einen Hofraum getrennt
ein dritter Gebäudekomplex, der ebenfalls teilweise unterkellert ist, dessen Be-
stimmung im Einzelnen aber noch weiterer Untersuchung bedarf. Die Axen
der drei Gebäude konvergieren gegen Osten entsprechend der Krümmung der
Halle, an der sie lagen. Besondere Aufmerksamkeit verdienen noch die sorg-
fältigen, man möchte sagen monumentalen Entwässerungsanlagen, die zugleich
auch für die Gestaltung der Gebäude manches ergeben. Den Einzelfunden
nach dürfte die Errichtung der Villa in die II. Hälfte des II. Jahrhunderts
fallen.

Mit ihrer etwa 130 m lang gestreckten Halle, die von den Dächern der
dahinterliegenden Gebäude überragt wurde, bot die Villa bei Wittlich zweifellos
einen sehr stattlichen Anblick dar und konnte sie sich auch mit der Pracht der
italischen Luxusvillen, wie sie uns Cicero, Plinius u. a. schildern und die
pompeianischeu Malereien vor Augen führen, nicht vergleichen, so ist ihr Typus,
für unsere Gegend neu, doch eine unmittelbare Übertragung des italischen
Luxusvillentypus.

Einer späten Villa werden wohl auch die römischen Reste angehören,
welche bei Franzenheim (bei Station Pluwig der Ruwerbahn) im Regierungs-
bezirk Trier gefunden wurden und Reste einer Badeanlage erkennen Hessen
(Westd. Korrespondenzblatt 1904, S. 207 [Krüger]). Ebenso die Reste bei der
Abteikirche in Tholey (W. Schmitz, Korrespondenzblatt d. Westd. Ztschr. 1904,
S. 102 ff.). Vom Bonner Provinzialmuseum wurden Villenreste an der Strasse
nach Kripp südlich von Remagen und in Bonn selbst an der Koblenzerstrasse
aufgenommen. Ausgedehnt und verhältnismässig sehr gut erhalten scheint die
Villa zu sein, welche bei Köstlach (Kreis Altkirch im Eisass) gefunden wurde.
Auch dort fanden sich Badezimmer, an die sich nach den Berichten der Tages-
blätter ein Lichthof und Portiken anschlossen. (Vgl. Korrespondenzblatt d. Gesamt-
vereins 1905, S. 69.) Über Villenfunde in Belgien vergl. Arch. Anz. 1905, S. 96.

Eine Anzahl schlichterer Gutshöfe und Bauerngehöfte wurden namentlich
im Arbeitsgebiete des Wiesbadener Museums gefunden, so bei Kiedrich (Mitt.
d. Nass. Ver. f. Altert. 1904/5, S. 14ff.), wo die Kleinfunde auf die II. Hälfte
des II. und die I. Hälfte des III. Jahrhunderts hinwcisen; bei Flörsheim (eben-
dort S. 67); bei Niederlahnstein und Braubach (ebendort S. 76). Ein römisches
Gebäude bei Weilheim in Ilohenzollern wird D. Litt.-Ztg. 1904, 2941 erwähnt,
Reste eines römischen Holzhauses bei Kaufbäuren im Korrespondenzblatt d.
Gesamtvereins 1905, S. 72.

Neben der Erforschung einzelner Siedelungen, Orte, Villen u. s. w. geht
die Forschung heute mehr und mehr darauf aus, die ganzen Besiedelnngs-
verhältnisse grösserer Gebiete festzustellen. Bei der fortschreitenden Kultur,
 
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