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Springer, Anton
Kunsthistorische Bilderbogen: für den Gebrauch bei akademischen und öffentlichen Vorlesungen, sowie beim Unterricht in der Geschichte und Geschmackslehre an Gymnasien, Real- und höheren Töchterschulen zusammengestellt (Suppl. 1, Textbuch): Die Kunst des Neunzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1884 (2., verm. Aufl.)

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https://doi.org/10.11588/diglit.1176#0135
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DRITTER ABSCHNITT: 1850—1880.
1. Die französische Kunst zur Zeit des zweiten Kaiserreichs.
Den künftigen Geschichtsschreiber unseres Jahrhunderts wird
wahrscheinlich nichts so sehr in Erstaunen setzen als der schroffe
Gegensatz, welcher zwischen der elsten und der zweiten Hälfte
desselben waltet. Nachdem die Napoleonischen Kriege sich ausgetobt
hatten, herrschte länger als ein Menschenalter Ruhe und Frieden.
Traten Störungen ein, so wurden sie wirksam eingeschränkt
oder in den Folgen doch abgeschwächt. Die Karte Europa's
erfuhr keine durchgreifende Aenderung; die Bildung, die Sitten
seiner Bewohner zeigten keinen schroffen Wechsel. Wer 1815
jung gewesen war, konnte noch 1840 seine Jugendideale lebendig
glauben. Wie anders tritt uns das jüngere Zeitalter entgegen!
Epochemachende politische Ereignisse folgen einander auf dem
Fuße nach, der ganze Zuschnitt unseres äußeren Lebens erscheint
wiederholten Umwälzungen unterworfen, die Gewohnheiten unseres
Daseins befinden sich in einem stetigen Flusse, welcher es den
alten Anschauungen schwer macht, feste Wurzeln in jenen zu fassen.
Während auf der einen Seite die Nationalitäten sich scharf von
einander scheiden, die Vertreter der verschiedenen Anschauungs-
und Glaubenskreise mit gesteigerter Leidenschaft sich bekämpfen,
vermehrt sich auf der anderen Seite der Eifer, die Gegensätze in
dem äußeren Leben der Völker abzuschleifen, die Gemeinschaft
des Einzelnen an den allgemeinen menschlichen Interessen zu
vermehren, ihn mit der ganzen Welt in reichere Beziehungen zu
setzen. Die modernen Erfindungen zielen vorzugsweise darauf hin,
die Schranken des Raumes und der Zeit niederzulegen, die
Menschen einander näher zu bringen. Durch die große Aus-
dehnung des Lebenskreises, die täglich sich drängenden neuen
Anregungen, den raschen Wechsel der Ereignisse nimmt uns die
Gegenwart vollständig gefangen. Sie bietet dem Thätigkeitstriebe
 
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