Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Robert, Carl ; Furtwängler, Adolf
Programm zum Winckelmannsfeste der Archäologischen Gesellschaft zu Berlin (Band 50): Homerische Becher / Ueber ein Vorbild neu-attischer Refliefs / Eine argivische Bronze / Orpheus. Attische Vase aus Gela — Berlin, 1890

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.733#0164
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
155

also das Stabornament, in welches die Spitzen der langen Lanzen etwas einschneiden.
Die Säume an den Seiten sollen eigentlich, wie der Vergleich der etwas alteren Gefässe
derselben Form lehrt, wo das Ornament sorgfältiger und naturtreuer gebildet ist. Epheu-
zweige darstellen, die freilich hier zu blossen Strichen mit Punkten geworden sind. Der-
selbe Epheuzweig ist am äusseren Rande der Mündung angebracht; auch dies ist typisch
und steht zu dem Zwecke des Kraters in Beziehung. Die Oberseite der Mündung ist,
wie der Hals an der Vorderseite, mit einem Bande sehr schlanker Lotosknospen geschmückt;
auf den Ilenkelscheiben sieht man Palmetten. Den Uebergang vom Fuss in den Bauch
vermitteln die üblichen Strahlen. Alle diese Ornamente sind, wie es in diesem Gefäss-
typus besonders lang ■ üblich blieb, schwarz auf den Thongrund aufgemalt. Der Thon
hat die schone warm rothe Farbe der besten attischen Produkte. Der tiefscliwarze
Firnis ist stark glänzend, doch nicht an allen Stellen dicht genug aufgetragen, um den
Grund völlig zu decken. Der letztere schimmert namentlich an einigen Stellen des
Bildes der Rückseite hindurch, welche überhaupt nach lässiger behandelt ist. Natürlich
ist auch das ganze Innere des Gefässes schwarz gefirnisst.

Gefunden wurde dasselbe auf den durch ihre reichen Vasenfunde seit lange be-
kannten Gräberfeldern von Gela. Nach dieser Stadt muss gegen die Mitte des fünften
Jahrhunderts, der Zeit welcher unsere Vase angehört, ein besonders starker Import atti-
scher Keramik stattgefunden haben; denn die hier bei weitem am häufigsten gefundenen
Stilarten sind die des Uebergangs vom strengen zum schönen und die des älteren
schönen Stiles.

Den letzteren zeigt unsere Vase, an welcher wir zunächst das einfache Bild der
Rückseite näher ins Auge fassen. Es führt uns dasselbe eiue Scene ruhigen Zusammen-
seins jugendlicher Personen vor, ein Thema das wir auf den Rückseiten gleichartiger
Gefässe häufig behandelt sehen. Die Ruhe und Einfachheit des Bildes dient dann immer
der bedeutenden Darstellung der Hauptseite als wirksame Folie. Hier sehen wir zwei
junge Paare in freundlichem Gespräche. So flüchtig die Ausführung ist, so sind doch
die Motive sehr lebendig gedacht und keinesweges so schematisch behandelt wie dies an
geringeren Vasen dieser Art so häufig der Fall ist. So ist die Haltung des Mädchens
der linken Gruppe, welches, halb abgewendet stehend, die Rechte unter dem Mantel ver-
steckt, durchaus individuell; sie scheint den Versicherungen des Jünglings wenig Glauben
zu schenken. Besonders lebendig ist der junge Mann der anderen Gruppe, welcher seinen
Stock im Eifer des Gespräches demonstrierend hebt, wahrend das Mädchen ruhig fortfährt
Ball zu spielen"). Die Mädchen tragen den ionischen Chiton; darüber den Mantel; die
eine hat eine Haube auf, die andere ist mit roth gemalten Haarbändern geschmückt.
Beide Jünglinge tragen ein vorn mit einer aufrechten Spitze versehenes rothes Band im
Haare3). Der Gegenstand zwischen der Unken Gruppe oben scheint ein Paar Sprungge-
wichte darzustellen.

*) Ueber das Ballspiel bei Mädchen auf den attischen Vasen vgl. oben S. 134.
3) Diese Details sind sehr verblasst und auf unserer Abbildung versäumt anzugeben.

21*
 
Annotationen