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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 11.1919

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Heft 1/2
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Schaefer, Karl: Stockelsdorfer Fayencen
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https://doi.org/10.11588/diglit.21394#0034
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STOCKELSDORFERFAYENCEN

Mit elf Äbbildungen

Von KÄEL SCHHEFER

T Tber die Fabrik der Fayencen von Stockelsdorf hat, feitdem Brinckmanns Führer
^ zum erften Male das Aktenmaterial und die erhaltenen Denkmäler zufammenftellte,
niemand wieder [ich geäußert. Es dürfte deshalb am Pla^e fein, an der Hand damals
unbekannter Werke die Haupttatfachen noch einmal zufammenzufaffen1. Der Befitj des
Lübecker Mufeums für Kunft und Kulturgefchichte, in den lebten Jahren fyftematifch
ausgebaut, fo weit das zurzeit noch möglich ift, mag die Änfchauung zu der Gefchichte
der Fabrikation geben.
Juftus Brinckmann war fchon 1890 in der glücklichen Lage, durch die umfaffende
Archivkenntnis feines Lübecker Freundes Wilhelm Brehmer und durch Theodor Hachs
weitfchidhtiges Wiffen die gefamten Akten über die Stockelsdorfer Fabrik benutzen zu
können. Es find bis heute keine wefentlichen Ergänzungen dazu gefunden worden.
Danach befteht die Gefchichte der Fabrik aus zwei Perioden, deren erfte die Verfuche,
deren zweite die Vollendung und eine immerhin andauernde Blütezeit von reichlich 15
bis 20 Jahren mit einer fruchtbaren Produktion von Öfen und Gefäßen umfaßt. Die erfte
ift mit dem Namen Peter Graff, die zweite mit den Namen Buchwalds und Leihamers
verknüpft.
Die Tätigkeit Peter Graffs — vielleicht desfelben, dem 1758 vom Magiftrat der Stadt
Kiel die Anlage einer „Porzellan- und Ofenfabrik“ geftattet wurde, die dann bald darauf
in landesfürftliche Rechnung übernommen wurde — lernen wir aus den Streitigkeiten
kennen, die feine Niederlaffung in Lübeck mit den eingefeffenen Meiftern des Töpfer-
amtes hervorrief. Das Wette-Protokoll vom 22. Januar 1763 unterrichtet uns darüber,
daß Graff fich fchon zuvor einmal zur Aufnahme in die Zunft gemeldet hatte, aber
abgewiefen worden war; nun bittet er neuerdings um Zulaffung. Im März 1763 wird
ihm dann, trotzdem die Amtsmeifter fich weiter weigern, weil Graff das Handwerk
nicht zünftig erlernt habe, die Anlage „einer Fabrique von Dresdner Arbeit hierfelbft
verftattet“. Er hielt fich damals auf holfteinifchem Boden, eine Wegftunde vor dem
Holftentore, in Stockelsdorf, auf. Graffs Abficht war, „eine Fabrique von Oefen von
allerhand Couleuren weiß im Grunde mit vergüteten Zierathen, wie auch mit grüner
und gelber Malerey anzulegen“, dagegen fei er nicht gefonnen, fich mit ordinärer
Töpferarbeit abzugeben. Kurz darauf erfahren wir von den zwei erften Öfen, die
Graff von Stockelsdorf hereingebracht und aufgeftellt hat. Sie haben die Form von
Pyramiden und beftehen „aus ganz großen Stücken von Kacheln, in weißem Grunde
mit feiner Violett- oder Pompadourfarbe, welche Kacheln ineinandergefalzet, und woran
keine aufgeklebten Leiften und Schilder vorhanden, fondern die Zierathen aufpoffieret
find“. Die Lübecker — und wie wir gleich anfügen können auch die Hamburger—Töpfer

1 Zuerft hat Brinckmarin in feinem erften Bericht: Das Hamburgifche Mufeum für Kunft und Ge-
werbe, Bericht über die Entwicklung der Änftalt feit ihrer Eröffnung am 25. Sept. 1877, Hamburg 1882,
S. 42—44, die Tätigkeit der Fayencefabriken von Eckernförde, Kiel und Stockelsdorf gefchildert
und auf S. 175ff. die Marken, darunter die von vier Stockelsdorfer Stücken, abgebildet. Im Führer
375—381 findet fich dann die ausführliche Behandlung der Gefchichte der Fabrik, dabei zwei Äb-
bildungen; eine Ergänzung bringt dann noch der Jahresbericht von 1910, S. 47. — In dem fchön
ausgeftatteten Katalog über die Ausftellung von „Nordeuropaeiske Fajanser“, die das Kunftindu-
ftrie-Mufeum zu Kriftiania im Mai—Juni diefes Jahres veranftaltet hat, find die Signaturen von
vier Stockelsdorfer Stücken wiedergegeben; abgebildet findet fich ein fchöner Lavendelkrug und
eine kleine Vafe; der dort ebenfalls abgebildete Teller 273 hat mit Stockelsdorf m. E. nichts
zu tun.

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