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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 11.1919

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Heft 13
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Kirchner, Joachim: Franz Heckendorf
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https://doi.org/10.11588/diglit.21394#0411
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Franz geckendorf

Von JOACHIM KIRCHNER
Mit 12 Abbildungen

I.
In den Jahren 1803 und 1804 veröffentlichte Friedrich Schlegel in der 3eitfchrift
„Europa“ eine Reihe von feßr beachtenswerten kunfttheoretifchen Auffä&en. Schlegel
[teilte damals feft, daß die zeitgenöffifcße Kunft nichts als ein Fragment, eine Ruine
vergangener Seiten fei: „Das Ganze der Kunft ift nicht mehr vorhanden, es ift zer-
ftört; nur verlorene, einzelne Spuren derfelben find uns geblieben, die derjenige, der den
Geift der Vergangenheit gefaßt hat, allenfalls zur Idee für die 3ukunft wieder befeelen kann“.
Der Geift der Vergangenheit! Ihn fand Friedrich Schlegel als überzeugter Bekenner
des romantifchen Kulturideals am reinften im deutfcßen Mittelalter ausgedrückt. Von
einer internationalen Kunftgefinnung will er nichts wiffen, „die malerifche Schönheit muß
durchaus eine individuelle fein im Idealifchen; aber freilich individuell in größerer
Dimenfion, objektiv individuell, wie dies bei dem wahrhaft Lokalen und Nationalen
der Fall ift.“ Kein Klunder, daß er zur Stüßung feiner Cßefe den Grundfaij Dürers
zu dem feinigen macht: „Ich will gar nicht antikifcß malen, oder italifcß, fondern ich
will deutfch malen“.
Neben diefem Streben nach einer national-deutfchen, auf mittelalterlichen Vorbildern
bafierenden Kunft, das bei den rückwärts gerichteten Cendenzen der romantifchen Kielt-
auffaffung faft felbftverftändlict) erfcheint, findet fict) in den Scßlegelfchen Abhandlungen
eine weitere Oiefe, die ein erhöhtes Intereffe verdient. Einer Anregung in Stellings
Syftem des transzendentalen Idealismus folgend, erhebt er die Forderung nach einer
neuen, fymbolifchen Kunft. Ihm erfcheint der Gedanke naheliegend, daß gerade infolge
 
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