Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten (6.1900)

PRQ F. 0. ECKMANN-BERLIN

I. DIE JAHRE KÜNSTLERISCHER ENTWICKELUNG.

Schneller als irgend jemand ge-
dacht, hat sich in unserer Zeit
Kunst und Dekoration wieder
vereinigt; inniger auch als je
zuvor. Denn, offen gesagt, es war
eine kleine Uebertreibung aus päda-
gogischen Gründen, wenn man die
Künstler vergangener Zeit zugleich
auch ein wenig als biedere Kunsthand-
werker darzustellen liebte. Zwar den
Begriff hoher Kunst und ihres sich
daraus ergebenden Gegentheils gab es
nicht. Keine sozialen, ästhetischen,
technischen Schranken hielten diese
beiden Theile zu ihrem gegenseitigen

Schaden klaffend auseinander, es wären
denn die mittelalterlichen Institutionen
der Zünfte und Gilden gewesen. Ein
Hin- und Herschwanken war jedem
gestattet. Dennoch ist, was damals
Maler und Bildhauer für die dekorative
Kunst, das Kunsthandwerk thaten, wenn
sie es überhaupt thaten, nur Gelegen-
heitsarbeit gewesen, Spähne und
Schnitzel ihrer eigentlichen Kunst, die
ihre Haupt - Lebensarbeit ausmachte.
Kaum einer hat je auf die Entwicke-
lung der Ornamentik und Geräthformen
einen dauernden Einfluss ausgeübt.
Diese Rolle übernahmen die Archi-

1900. VII. 1.