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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 6.1900

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Heft 7 (April)
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Zimmermann, Ernst; Osborn, Max: Prof. O. Eckmann - Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.6696#0018

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306

Dr. Ernst Zimmermann—Dresden:

Otto eckmann. -»Wind im Roggen«..
Oelgemälde.

tekten, später die berufsmässigen Ornamentstecher, die
Vorläufer unserer Musterzeichner. Was sich daher in
unseren Tagen ereignet, das völlige Aufgehen von Malern,
Bildhauern und Bauleuten in selbständigem, dekorativem
Schaffen, ist nicht nur etwas Neues, etwas Neues für
unser Jahrhundert, es ist etwas Neues schlechtweg, das
in den früheren Jahrhunderten noch kein Vorbild gehabt
hat. Die Bedeutung dieser Neuerung ist darum nur eine
um so grössere, die Aussicht auf dauernden Erfolg, aber
auch eine um so ungewissere, da niemand denselben an
der Hand der Geschichte weissagen kann.

Unter den ersten, die diese Vereinigung bei uns in
Deutschland vollzogen, wird Otto Eckmann sich immer
mehr wohl als der erste herausstellen. Das ist ein
besonderes Verdienst, vor allem in den Augen unserer
stets evolutionistisch empfindenden Zeit und es ist auch
sonst kein kleines Verdienst. Bahnbrecher werden, heisst
immer ein kleiner Kolumbus sein. Es bleibt immer ein
Risiko, Neuland zu suchen. Denn, wer es erobern will,
hat meist schon die Schiffe hinter sich verbrannt.

Das ist das Kennzeichen des Bahnbrechers, dass er
eine Entwickelung hat. Das Genie thut selten einen
Sprung. So machen's die Nachtreter, die sich dazu der
Lenkstange jenes bedienen. Selber finden, ist Arbeit,
die nicht von heute auf morgen besorgt wird, sich aber
stets mit Logik und Konsequenz vollzieht. Es ist das
Interessante und Vielsagende an Otto Eckmann, dass
eine solche Entwickelung sich an ihm findet. Von
Anfang an voll künstlerischer Unruhe und ohne innere
Befriedigung, so lange er wie der Alltagskünstler
schaffen muss, thut sich ihm allmählich ein neues Ziel
auf, das für ihn anfangs nur noch Unruhe und Ver-
wirrung mehr bedeutet, dann ihm jedoch langsam, doch
sicher zur Grundlage ruhigen Vorwärtsarbeitens wird, in
dem er seine eigentliche Lebensmission erblickt. Hier
liegt ein Stück der Arbeit sichtbar, die geschehen musste,
damit Deutschland wieder eine dekorative Kunst erhielt.

Man ist heutzutage gewohnt, Künstler aus Zeit und
Ort zurechtzuerklären. Auch für Eckmann sind beide
keine müssigen Entwickelungs-Faktoren gewesen. Die
Zeit, in der er geboren, machte ihn zu dem modernen
Künstler schlechtweg, der Ort zu dem praktischen. Es
ist kein Zufall, dass letzterer gerade Hamburg war.
Hamburg, von je eine Art Insel in deutschen Landen,
hat schon seit Jahrhunderten eine Kultur- und Kunst-
entwickelung für sich gehabt. Im 17. Jahrhundert blühte
hier eine auf holländischer Grundlage beruhende Maler-
schule, wie nirgend sonst in Deutschland. Es folgt im
folgenden die deutsche Oper, das Schauspiel. Das
nächste setzt gar ein mit einem kräftigen Realismus
 
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