Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 6.1900

DOI Heft:
Heft 12 (September)
DOI Artikel:
Vockerat, Philipp: Welt-Ausstellungs-Glossen, [1]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.6696#0327

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Philipp Vockerat—Berlin: Welt-Ausstellungs-Glossen.

59i

G. DE FRURE—PARIS.

Spiegel aus dem Salon.

Ausgestellt von »L'art nouveau«. Paris 1900.

WELT-AUSSTELLUNGS-GLQSSEN.

Die Pariser dürfen sich rühmen, in der
Kunst des Städtebaus, der Strassen-
Anlage unerreichte Meister zu sein. Sie
waren es von jeher, und die Welt-Aus-
stellung beweist, dass sie es noch heute
sind. Wir wandern durch die einzige Stadt,
durch das Gewimmel der hohen grauen
Häuser, durch winkelige, schmale, bergan
und bergab sich ziehende Strassen und
Gassen — plötzlich öffnet sich in dem
steinernen Walde eine Lichtung, und dem
entzückten Auge bietet sich ein über-
raschendes Bild von majestätischer Gross-
artigkeit. Die malerische Willkür hört auf,
das architektonische Gesetz beginnt und
bringt Ordnung in die Massen. Der Blick
wird eine grosse, ruhige Linie entlang ge-
führt bis zu einem monumentalen Abschluss,
bei dem er Rast machen kann. Man stelle
sich in das Zentrum der Place de la Concorde,

den die Franzosen mit berechtigtem Stolz
den schönsten Platz der Welt nennen, mitten
in das brausende Getriebe, und halte Um-
schau! Es ist ein Wunderwerk an Pracht
und künstlerischer Geschlossenheit, das sich
vor uns aufthut. Hier sehen wir durch den
Mittelgang des Tuileriengartens bis weit zu
den ragenden Giebeln des Louvre, dort
führt die breite Avenue des Champs-Elysees
langsam die sanfte Höhe hinan, von deren
Kamm der Triumph - Bogen Napoleons I.,
im bläulichen Dunst der Ferne fast schon
verschwimmend, herübergrüsst. Und dann
wieder der kürzere Querblick rechts und
links, auf der einen Seite die Rue Royale,
abgeschlossen von der klassischen Säulen-
halle der Madeleine-Kirche, auf der anderen
die Seine-Brücke, die geradeaus zur grie-
chischen Tempelfront des Palais Bourbon
führt. Oder man betrachte, wie die Fassaden
 
Annotationen