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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 6.1900

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Heft 11 (August)
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Carl Spindler
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Buch-Schmuck
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Ferd. von Poschinger's Glashütten in Buchenau
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Scharvogel
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https://doi.org/10.11588/diglit.6696#0268

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534

Ferdinand von Poschinger's Glashütten. — f. f. Scharvogel.

Für die Marquetterien wurden nur Natur-
Hölzer verwendet, welche der Künstler aus-
sucht und nach deren Eigenart er seine Ent-
würfe gestaltet. Dabei legt er besonderen
Werth darauf, dass möglichst grosse Flächen
zur Verwendung kommen. Die aus der stets
wechselnden Struktur der verschiedenen
Hölzer sich ergebenden Zufälligkeiten werden
künstlerisch ausgenützt, dagegen jede Hilfe
mit Pinsel und Brenneisen streng verpönt.

Mit dem in Paris ausgestellten Musik-
Zimmer wollte der Künstler nun in erster
Linie zeigen, wie die Intarsie sich stilgerecht
zur Ausstattung von Räumen heranziehen
lässt. Daher die ornamentalen Friese mit
Blattwerk, die eingelegten Möbel und be-
sonders die rings um die Wände laufenden
dekorativen Paneele, Szenen aus der elsäs-
sischen Sage und frei erfundene Landschaften
in bunter Folge darstellend. Welch' aus-
drucksvolles Kunstmittel die Intarsie in der
Hand eines echten Künstlers sein kann, das
ergibt sich aus diesen Dekorationen, unter
denen sich z. B. eine Landschaft befindet,
die nur durch Verwendung von drei Holz-
arten dargestellt ist. Freilich ist der Raum
zu klein, um eine solche Fülle von Deko-
rationen ganz organisch auftreten zu lassen.
Trotzdem ist durch die geschmackvolle Ab-
stimmung der Hölzer ein gewisser Einklang
erzielt und im allgemeinen festgehalten.

Hervorgehoben werden muss, dass
Spindler nicht in die Stilwidrigkeit verfällt,
mit der Intarsie die Malerei ersetzen zu
wollen. Er hält sich in den durch das
Material gebotenen Grenzen und erreicht
den angestrebten Ausdruck durchaus inner-
halb der Farbenskala der Hölzer, welche
Blau und Grün fast gar nicht enthält. Mit
weissen, gelben, braunen, rothen und
schwarzen Tönen erreicht er eine Fülle
der feinsten Nüancen, welche die Palette
nicht kennt. — Die Ausführung der Möbel
erfolgte in der mechanischen Schreinerei
von f. /. Graf in Gebweiler (Ober - Elsass).
Ä

BUCH-SCHMUCK auf nebenstehender
Seite 535 und Seite 532, entworfen
von Bernh. Pankok, ist dem Deutschen
Welt-Ausstellungs-Katalog entnommen.

FERD. VON POSCHINGER'S GLAS-
HÜTTEN IN BUCHENAU b. Zwiesel
(Bayer. Wald) sind sehr alte Werke, die sich
bis in's 15. Jahrhundert zurück verfolgen
lassen. Das eine Werk erzeugt jetzt ausschliess-
lich Antik-, Kathedral- und Opaleszent-Glas,
das andere befasst sich neben der Fabrikation
von allen möglichen Luxus- und Gebrauchs-
Gegenständen auch mit Herstellung von
Kunstgläsern der modernen Richtung.

Die auf der Abbildung S. 518 veran-
schaulichten Gläser sind in der Grundfarbe
hell-blaugrün-opal iris und hell-chamois-opal
iris gehalten; die darauf angebrachten De-
kors sind tiefgravirt und mattvergoldet, auch
theilweise matt-transparentfärbig und matt-
vergoldet. Die Dekors sind Entwürfe von
Julius Dietz und Carl Schmoll von Eisenwerth
in München. Eine Vase ist in lichtblau-opal
iris mit Transparent - Dekor ausgeführt, der
Entwurf des Dessins ist ebenfalls von Carl
Schmoll von Eisenwerth—München. Eine
andere ist in verschiedenen harmonisch zu-
sammengestimmten Opalfarben und in sehr
effektvoller retikulirter Technik und feinem
Iris-Schimmer hergestellt; in diesem Genre
befindet sich eine grössere sehr gelungene
und effektvolle Kollektion zur Ausstellung
in Paris. Hier befindet sich auch das aus
Poschinger'schen Gläsern hergestellte monu-
mentale Fenster von Prof. Hans Christiansen,
dessen oberen Theil wir nach dem Entwürfe
im Mai-Hefte wiedergegeben haben.

OCHARVOGEL, J. J., der Begründer
der neuerdings in kurzer Zeit zu hohem
Ansehen gelangten Münchener Kunst-
Töpferei, deren Pariser Kollektion wir S. 519
wiedergeben, hatte als geborener Mainzer
frühzeitig Gelegenheit die Nassauische Stein-
gut-Töpferei kennen zu lernen. Er studirte
sodann während langjährigen Aufenthaltes
in Paris und London die keramischen Tech-
niken und war 15 Jahre bei Villeroy & Boch
in Mettlach thätig. Am meisten verdankt
er jedoch dem Studium der alten Japaner,
die es so meisterhaft verstanden, das Stein-
zeug farbig zu behandeln. Er gelangte zu
der Ueberzeugung, dass die Keramik den
ihr möglichen höchsten künstlerischen Aus-
 
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